Oberhausen. Zahl der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen über dem Durchschnitt. Grund ist schwere industrielle Arbeit.

In Oberhausen lassen sich die Menschen im Durchschnitt länger krankschreiben als im Rest von Nordrhein-Westfalen. Dies ergaben die Gesundheitsreports der Krankenkassen. Die Techniker Krankenkasse (TK) verzeichnete in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr, dass jede Erwerbsperson im Durchschnitt 15,1 Tage krank geschrieben war, während es in Oberhausen 18,5 Tage gewesen sind. Nach Angaben der TK leiden die Betroffenen hauptsächlich unter Rückenbeschwerden. Fast vier Tage war jeder Oberhausener Erwerbstätige dadurch im Schnitt krankgeschrieben.

Schwerindustrie als Ursache für Krankmeldungen

Einen Grund für die häufigen Krankschreibungen erklärt sich Dr. Albrecht Müller vom Qualitätsnetz Oberhausener Ärzte e.V. dadurch, dass es in Oberhausen einen großen Arbeiterstand gebe. „Dabei haben wir es häufig mit Rückenproblemen zu tun, da in der Industrie mit schweren Gegenständen gearbeitet wird“, erklärt der Facharzt der Allgemeinmedizin. Während in Mülheim mehr Leute in der Verwaltung arbeiten würden, ist der Oberhausener eher in der Schwerindustrie tätig, so Dr. Müller.

Auch die Barmer GEK verzeichnet in Oberhausen einen höheren Wert an Arbeitsunfähigkeitsmeldungen. Sie vermelden in gesamt Nordrhein-Westfalen eine Krankmeldungsdauer von 16,9 Tagen. In Oberhausen sind es 18,7 Tage.

Die AOK vergleicht in ihrem Report Oberhausen mit dem Rheinland. Auch dort zeichnet sich ein Unterschied im Krankenstand ab. Während der Oberhausener durchschnittlich 15,97 Tage krankgeschrieben ist, sind es die Rheinländer nur 12,90 Tage.

Anders als die TK verzeichnet die Barmer GEK in ihrer Statistik eine große Anzahl an Muskel-Skelett-Erkrankungen, doch auch psychische Störungen sind oft ein Grund für die Arbeitsunfähigkeits-Meldung. Der Oberhausener ist dabei fast drei Tage krankgeschrieben.

Bei der größten Krankenkasse in Oberhausen, der AOK, sehen die Zahlen noch gravierender aus. Hier liegen die psychischen Erkrankungen auf Rang 1 der Häufigkeiten. Im Durchschnitt sind Oberhausener mit einer solchen Erkrankung 33,19 Tage krank geschrieben. Arbeitsunfälle, Herz- und Kreislaufproblemen sowie Muskel- und Skeletterkrankungen liegen auf den folgenden Plätzen.

Besonders bei nicht-erwerbstätigen Menschen sind oft psychische Erkrankungen festzustellen, sagt Dr. Müller. Die Arbeitslosigkeit wirke sich enorm auf die Psyche aus..

Teilnahme an Body-Fit-Kursen

Viele Unternehmen investieren bereits gezielt in Gesundheitsprogramme, um das Wohl der Arbeitnehmer zu fördern und den Erkrankungen vorzubeugen.

Der Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN bietet beispielsweise seinen Mitarbeitern orthopädische Stühle für eine bessere Sitzhaltung an, um so Muskel- und Skelettschäden vorzubeugen. Zudem gäbe es Obsttage für die gesunde Ernährung, um so das Immunsystem zu stärken, sagt MAN-Pressesprecher Felix Brecht.

Beim Chemiekonzern OXEA stehe den Arbeitnehmern die Teilnahme an Kursen wie Body-Fit und Rückengymnastik frei, sagt Pressesprecher Thorsten Ostermann. Die Firma Hilti Deutschland Logistik GmbH setzt vor allem auf das Gespräch mit den Mitarbeitern und die Zusammenarbeit mit AOK und dem Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Viermal im Jahr werden dort Maßnahmen zur Gesundheitsförderung beschlossen. Auch Oberhausen profitiert davon. Hier werden nun Hilfsmittel wie Kräne und Hubwagen zur Entlastung der Wirbelsäule eingesetzt.