Friedensdorf erinnert an abgebrannte Keimzelle

Oberhausen. . Am 3. Oktober ging ein Haus an der Hünenbergstraße in Flammen auf, mit dem die Kinderhilfsorganisation Friedensdorf eng verbunden war. Einst lebten dort Mitarbeiter, Kinder aus Krisengebieten wurde dort betreut. Das Haus wurde „Ponderosa“ genannt - warum, darin erinnert sich kaum noch einer.

Die Flammen haben am späten Abend des 3. Oktober nicht nur nahezu das gesamte alte Einfamilienhaus an der Hünenbergstraße in Schmachtendorf zerstört. Im Rauch ging in dieser Nacht auch ein Stück Friedensdorf-Geschichte auf. Viele persönliche Erinnerungen sind mit diesem alten Häuschen verbunden, von dem kaum mehr als ein Gerippe übrig ist. Mehrere Mitarbeiter der Kinderhilfsorganisation haben dort teilweise viele Jahre gelebt und gearbeitet.

Verwinkelt mit Wahnsinnsblick

In den Anfangsjahren des Friedensdorfes wurde das Haus angemietet, in ihm fand zeitweise auch der spätere, inzwischen verstorbene Dorfleiter Ronald Gegenfurtner ein Zuhause. Er war damals als Student eingezogen und engagierte sich ehrenamtlich für die noch kleine Organisation. Mit der Fördergruppe Ruhr sorgte er dafür, dass Spenden kamen und die Arbeit des Friedensdorfes bekannter wurde.

Nach seinem Auszug quartierte sich eine Erzieherin in dem urigen Häuschen ein. Später war es für mehr als ein Jahrzehnt das Heim und die Arbeitsstätte einer langjährigen Mitarbeiterin des Friedensdorfes, die sagt: „Mit diesem Brand ist wirklich nicht nur ein Stück Friedensdorf-Geschichte zu Ende gegangen, sondern auch ein Stück meiner Geschichte.“ Sie habe sich immer wohl gefühlt in dem verwinkelten Gebäude mit den kleinen, urgemütlichen Zimmern – und dem „Wahnsinnsblick“ mitten ins Waldgebiet.

Kinder-Reha im Erdgeschoss

Oben wohnen, unten arbeiten – so ging das viele Jahre. Denn im Erdgeschoss befand sich die Therapeutische Werkstatt, in der die Kinder für ihre Rehabilitation mit Ton ihre motorischen Fähigkeiten schulten.

Kaum jemand aber erinnert sich, dass einer der früheren Dorfleiter, Peter Stöbe, das Haus in den 1960-er Jahren auf den Namen „Ponderosa“ taufte. Damals war die Westernserie Bonanza ein Straßenfeger, und – ähnlich wie auf der Ranch der Cartwrights – tummelte sich auch auf der Ponderosa einiges Getier. Es gab Hühner und Schweine. Liebevoll gehegt und gepflegt von den damals vor allem aus Vietnam stammenden Patienten des Friedensdorfes. Und es gab sogar Ponys, die gern auch mal den Zweibeinern beim Arbeiten durchs Fenster zuschauten. Nicht zu vergessen das Dorfschaf Isolde, das sich als Rasenmäher betätigte.

Aktion Friedensdorf ist heute das Friedensdorf International

Diese Zeiten sind längst vergangen und heute nicht mehr vorstellbar. Inzwischen ist aus der damals kleinen „Aktion Friedensdorf“ das „Friedensdorf International“ geworden, dessen verschiedene Abteilungen in neuen oder grundsanierten Häusern untergebracht sind. Die Zeiten der Ponderosa sind Geschichte – nun nach dem Brand unwiederbringlich.

Dabei hatten die neuen Gebäude und auch die alten Bäume rund um das Haus Glück, dass der Brand frühzeitig von einem Praktikanten entdeckt wurde. Die Feuerwehr bestätigte später, dass nicht viel gefehlt hätte, dann hätten die Flammen leicht aufs Friedensdorf übergreifen können. Die Kinder des Friedensdorfes haben von der ganzen Sache nichts mitbekommen – sie haben selig geschlafen.