Oberhausen.
Luca wird gemobbt. Ältere Mitschüler bedrohen ihn auf seinem Schulweg, klauen ihm sein Geld und seine Armbanduhr. Dadurch verpasst er die wichtige Matheklausur. Weil er nicht über das Erlebte reden will, halten Lucas Freunde ihn für einen Wichtigtuer. Auch seine Eltern kommen nicht mehr an ihn heran.
Zum Glück passiert all das nur auf der Bühne im Theater Oberhausen. Schüler aus Grund-, Real- und Hauptschulen führen das Stück „Ich will das nicht“ von Tanja Haase auf. In den Malersaal des Theaters bringt sie die Internationale Kinderakademie Oberhausen, ein kostenfreies Bildungsangebot der Stadt für Osterfeld gemeinsam mit Kooperationspartnern und dem Katholischen Jugendwerk „Die Kurbel“ als Träger.
„Schulformen sind sich fremd“
Was die Schüler für ihre Eltern und Lehrer nur inszenieren, ist oft bittere Realität. Mobbing ist nach wie vor ein aktuelles Thema an Schulen. Was wohl keiner im Publikum ahnt: Auch hinter den Kulissen wurde zu Anfang der Proben gemobbt, erzählt Jolanda Kuci, Koordinatorin der Kinderakademie. „Ich habe diesen Kampf zwischen den Real- und Hauptschülern gemerkt. Die Schulformen sind sich einfach fremd.“
Doch Gespräche mit der Leiterin und das gemeinsame Proben mit den Theaterpädagogen Marco Tebbe und Dirk Oskar Plate halfen, die Differenzen schließlich zu überwinden. Eins der vielen Ziele, die Jolanda Kuci erreichen wollte: „Mit dem speziellen Theaterstück wollen wir den Kindern ihr Selbstbewusstsein zurückgeben und sie gegen Mobbing stärken.“
Für die Koordinatorin waren die letzten sechs Monate nicht immer leicht, schließlich hätten viele ihrer Schützlinge mit schweren Schicksalen zu hadern, die auch ihr ans Herzen gehen. Die Internationale Akademie widmet sich vorzugsweise Kindern von fünf bis 13 Jahren aus Familien, die es nicht leicht haben.
Den Kleinen und Erwachsenen möchten Jolanda Kuci und Kollegin Christina Stockhorst ein Stück weit Kultur näher bringen: „Unser Ziel ist es deshalb auch, die Eltern einzubeziehen“, sagt Kuci.
Sie freut sich: Der Malersaal ist beim Theaterstück gerammelt voll mit Eltern, die für ihre Kinder applaudieren. „Es ist so schön zu sehen, wie eigentlich problembelastete Kinder innerhalb des Projekts richtig aufblühen“, sagt Kuci.
Auch für Theaterfigur Luca wird schließlich alles gut. Anstatt klein beizugeben, wehrt er sich mit den Worten „Ich will das nicht“. Seinen Mitschülern und Eltern erzählt er von der „Mobbing-Clique“. Und schließlich kommt heraus, das auch der Banden-Boss eigentlich nur etwas Aufmerksamkeit sucht.
Neben der Stadt und Kooperationspartnern unterstützen auch zahlreiche Spender das Projekt gegen zunehmende Bildungsarmut von Kindern. Mehr Info unter www.internationale-kinderakademie.de.
Der Lions Club Oberhausen bezuschusste bereits mehrere Projekte der Akademie. Für das Theaterstück stellte er 10.000 zur Verfügung.