Oberhausen.

Auf der Suche nach historischem Material zur Geschichte Königshardts waren die Buchautoren Thomas Pawlowski-Grütz und Peter Gnaudschun auch der Entwicklung der Kreuzung Kirchhellener/ Hartmann-/ Fernewaldstraße im Herzen des Ortsteils Königshardt auf der Spur. Heute eine Problem-Kreuzung – kommt es doch dort immer wieder zu Beinahe-Unfällen aufgrund zu hohen Tempos und zu schlechter Einsehbarkeit, sagen die Anwohner.

„Im Dutzend sausen die Autos heute hier vorbei, eine Blechlawine rollt an der Ampel vorbei. Pkw, Lkw, dazwischen Motorradfahrer auf dem Weg nach Grafenmühle. Neben dem Haus Gottesdank regelt eine Ampel den Verkehr – an der Kreuzung von Kirchhellener und Hartmann-/Fernewaldstraße. Unfälle sind hier sozusagen an der Tagesordnung, da rücksichtslose Raser den Ampellichtern nicht genügend Aufmerksamkeit schenken oder sich waghalsig eher auf das Mobiltelefon als auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren“, schildert Thomas Pawlowski die Situation heute.

Undurchsichtige Verwechselungsgeschichte

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Das war nicht immer so: Zu Kaisers Zeiten fuhr kein Auto durch die Straßen im Sterkrader Norden. Zu Fuß war man unterwegs, mit dem Pferdewagen vielleicht oder dem Fahrrad. So war es auch am Abend des 10. Juni 1912. Ein 24-jähriger Mann namens Neuhaus kam per pedes von der Revierstraße, eilte linker Hand die Matzenbergstraße herunter, traf auf die Kirchhellener Straße und lief eilends in Richtung Sterkrade weiter. Ihm auf den Fersen ein polizeibekanntes Trio – und an allem war ein Fahrrad schuld.

Ein Fahrrad und eine seltsame, undurchsichtige Verwechselungsgeschichte: Ein gewisser Hermanns hatte dem Georg Notthoff sein Fahrrad geliehen – das gute Stück aber nicht wieder bekommen. An diesem Montag 1912 war Hermanns mit einigen Bekannten, u. a. dem bereits erwähnten 24-jährigen Neuhaus, unterwegs zur Revierstraße, um dort Heinrich Notthoff zu besuchen, einen Bruder von Georg. Auf dem Weg trafen sie einen weiteren Bruder, Theodor, – und der war auf einem Rad unterwegs.

"Hund, ich schieße Dich tot!"

Hermanns zwang Theodor zum Absteigen, dachte er doch, es sei sein Fahrrad, welches er Georg geliehen hatte. Während beide mit Pistolen herumfuchtelten, radelte der 24-Jährige auf dem nun verwaisten Rad davon. Später übernahm ein weiterer das Rad – und erhielt dafür eine Ladung Schrot.

Es kam zum Streit, in dessen Verlauf Theodor seinem Kontrahenten auf der Kreuzung zurief: „Hund, ich schieße Dich tot!“ Und tatsächlich – die Flinte krachte los, Neuhaus brach in der Brust getroffen zusammen und starb auf der Stelle. Das brachte dem Theodor Notthoff dreieinhalb Jahre Gefängnis ein – wegen Körperverletzung mit Todesfolge.

Der 24-jährige Neuhaus war vermutlich das erste Todesopfer an der Kreuzung.