Oberhausen. . Oberhausen-Holten hat einen Dorfpolizisten und seit über 15 Jahren den gleichen Zusteller. Nun wird dieser versetzt. Das sorgt im Stadtteil für mächtig Unmut
Gleich vorab sei gesagt: Die Hauptperson dieser Geschichte kommt selbst nicht zu Wort.
Denn Mariusz Gohra ist derzeit nicht zu erreichen. Er macht Urlaub. Und es wird ein wohlverdienter sein, wenn man den Menschen in Holten so zuhört. In diesem nachbarschaftlich geprägten Stadtteil stellt Gohra seit mehr als 15 Jahren als Mitarbeiter der Deutschen Post/DHL Pakete zu. Und das macht er wohl mit so einer Zuverlässigkeit und herzlichen Art, dass die Holtener nun offenbar Unterschriften sammeln, um eine geplante Versetzung des geschätzten Paketboten zu verhindern.
„Nachbarn sind hier füreinander da“
Walter van der Horst sitzt der Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft vor. Diese Gruppe engagiert sich in dem Stadtteil, der sich mit seiner Jahrhunderte alten Geschichte einen dörflichen Charakter bewahrt hat. In Holten kenne fast jeder jeden, sagt van der Horst. Nachbarn seien füreinander da, man helfe sich aus und grüße sich. Und Holten habe nicht nur einen Dorfpolizisten, der mit Handschlag begrüßt werde, sondern auch Mariusz, den Zusteller.
Mariusz Gohra bringe den Holtenern seit 15 Jahren Pakete, „kleine, große, schwere, komplizierte und unhandliche“, sagt van der Horst. „Er ist immer freundlich, wir vertrauen ihm.“ Gohra wisse stets, wo er ein Packet abgeben kann, wenn der Empfänger mal nicht zu Hause ist. Er kenne die Alten und die Jungen – und alle kennen ihn. „Er ist all das, wofür wir stehen und was uns wichtig ist.“
Nun aber soll Gohra seinen Bezirk wechseln. Wenn er aus seinem Urlaub zurück kommt, arbeitet der Zusteller in Bottrop.
Die Holtener wollen das verhindern: Unterschriften würden längst gesammelt, erzählt van der Horst. Er fordert Führungskräfte der Post zum Umdenken auf: „Warum soll ein so zuverlässiger Mitarbeiter, der bei allen beliebt ist, den Bezirk wechseln? Ich denke, und damit bin ich sicher nicht allein, unser Mariusz gehört zu Holten und soll auch hier bleiben.“
Für die lobenden Worte über den Postmitarbeiter bedankt sich Konzernsprecherin Britta Töllner. Ändern lasse sich die Versetzung allerdings nicht mehr. „Wir haben Herrn Gohra vier neue Bezirke angeboten, er hat sich für Bottrop entschieden.“ Der Betriebsrat habe dem zugestimmt.
20 Zusteller für Oberhausen
Töllner erklärt zum Hintergrund, dass die Post immer wieder die Zustellbezirke verändern müsse: „Das Paketaufkommen ist so enorm gestiegen, dass die Zustellbezirke kleiner zugeschnitten werden.“ Sie verweist auf die Statistik: 2015 hat die Post rund 1,1 Milliarden Pakete zugestellt, 2010 waren es „nur“ 793 Millionen. Die Post stellt bis 2020 rund 10.000 neue Boten ein. In Oberhausen und der direkten Umgebung arbeiten rund 20 Zusteller. „Vor Weihnachten sind es aber auch 30 gewesen.“
Durch die neuen Zuschnitte verändere sich auch der Holtener Bezirk. Der Service soll zuverlässig bleiben, versichert Töllner. Sie macht das an eine Beispiel: Wenn an sechs Tagen in der Woche Pakete ausgeliefert würden, sei es schon nicht unüblich, dass am sechsten Tag ein fremder Zusteller in Holten unterwegs gewesen ist. „Auch das ist ja offensichtlich gut gelaufen.“