Oberhausen. Kulturausschuss bewilligt die Stiftung von Weltkriegs-Aufnahmen an Trondheim. Bilder zeigen das Städtchen Grong an strategisch wichtiger Nordlandsbanen.

Kühl beschied der Kulturattaché der norwegischen Botschaft: Die eigene Post verschicke man auch per DHL ins heimische Königreich. Den gleichen Weg nimmt nun statt des Diplomatenkoffers – und mit 25.000 Euro gut versichert – ein kleiner Bilderschatz aus dem Oberhausener Stadtarchiv zum regionalen „Statsarkivet“ nach Trondheim.

Die Partnerstadt von Darmstadt ist heute (mit etwas weniger Einwohnern als Oberhausen) die drittgrößte Stadt Norwegens. Bis zum Ende der Wikingerzeit vor 800 Jahren war Trondheim (damals Nidaros genannt) sogar die Hauptstadt Norwegens. Doch die Beziehung der Universitätsstadt zum Ruhrgebiet? Oberhausens Stadtarchiv erhielt vor einigen Jahren, so der Bericht für den Kulturausschuss, einen Satz von Dias aus den Weltkriegsjahren 1940 bis 1943.

Für Oberhausen digitalisiert

„Ort der Handlung“ ist die 2000-Seelen-Gemeinde Grong, rund 200 Kilometer nördlich von Trondheim an den Gleisen der Nordlandsbanen gelegen: Damit hatte der Ort im besetzten Norwegen strategische Bedeutung. Die Dias aus dem Sperrgebiet zeigen Wehrmachts-Soldaten, Bürger von Grong, Gebäude, Brücken und die herbe Landschaft des Trøndelag. Auch Marine-Einrichtungen der Zeit zeigt das Bilder-Erbe.

Die Besatzung in Norwegen

Auf den Bildern aus Oberhausener Besitz wirkt die Besatzung Norwegens entspannt, fast idyllisch – ein Trugschluss. Sie währte volle fünf Jahre, vom Angriff der Wehrmacht am 9. April 1940 bis zur Kapitulation NS-Deutschlands am 8./9. Mai 1945.

König Haakon und Kronprinz Olav gingen mit ihrem Kabinett nach England ins Exil. Im norwegischen Faschisten Vidkun Quisling fanden die Besatzer einen willigen „Führer“ für eine Marionetten-Regierung.

Widerstand leistete die königstreue Untergrundarmee „Milorg“. Während des letzten Kriegsjahres zählte sie 40 000 Kämpfer.

Denn der Fotograf, der unter den rund 60 Aufnahmen auch einige damals seltene und teure Farb-Dias belichtete, war ein Marinesoldat aus Wilhelmshaven, erläutert Dr. Magnus Dellwig, Oberhausens neuer Stadtarchivar. Ins Archiv nach Lirich kam die kleine Foto-Kiste, weil die Erbin des einstigen Soldaten eine Oberhausenerin ist.

Bilder verschwinden nicht ganz

Probeweise hatten die Archivare in Trondheim – das Statsarkivet zählt 30 Mitarbeiter und verwaltet 25 Regal-Kilometer – einige Dias zur Ansicht erhalten, um die Übernahme in ihre umfangreichen Bestände zu prüfen. „Die positive Antwort erfolgte rasch“, so der Bericht an den Kulturausschuss, der einer kompletten Weitergabe noch zustimmen musste.

Ganz verschwunden an den 63. Breitengrad sind die rund 75 Jahre alten Bilder deshalb nicht, denn das Stadtarchiv hat die Originale „digitalisiert“. In Trondheim residiert das Staatsarchiv mit dem Faible für maritime Themen übrigens in einem Neubau im Hafen, der über „Dora 1“, dem deutschen U-Boot-Bunker, errichtet wurde.