Schmachtendorf. . Für die Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist noch nicht beschlossene Sache, dass die Stadtteilbibliothek in Schmachtendorf schließen muss
Intensiv diskutiert wird in der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP das mögliche Aus der Schmachtendorfer Stadtteilbibliothek. Widerstand gegen diesen Plan der Stadtspitze und der Stadtbibliothek formiert sich vor allem in der größten Ratsfraktion, bei der SPD.
Nach Auskunft des kulturpolitischen Sprechers Manfred Flore wollen die Sozialdemokraten dagegen stimmen, dass das Personal aus Schmachtendorf in das neue Medienzentrum Sterkrade abgezogen wird und die nördlichste öffentliche Bibliothek durch einen Bücher-Automaten ersetzt würde. „Dies ist die letzte städtische Kultureinrichtung im Oberhausener Norden“, sagt Flore. „Statt die Bücherei zu schließen, sollte lieber investiert werden.“
Kritik an später Information
Eine übereilte Entscheidung der Politik verhindern will die Grünen-Ratsfrau Birgit Axt. Sie kritisiert, dass die Oberhausener Politik erst im Januar von den im März zu verabschiedenden Plänen erfahren hat. „Das war viel zu spät. Wir fordern von der Verwaltung, dass das nochmals in Ruhe geprüft wird.“ Mit den Plänen geht die Stadtbibliothek offenbar schon länger schwanger; die Oberbürgermeisterwahl sollte aber abgewartet werden, bevor Entscheidungen getroffen werden können, heißt es.
Noch nicht entschieden hat sich die Ratsgruppe der FDP. Gerd Arlt aber meint: „Für die neue Bibliothek in Sterkrade soll das Optimum erreicht werden, dafür brauchen wir Öffnungszeiten, die denen der Zentralstelle im Bert-Brecht-Haus entsprechen.“
Eine Lösung für beide Bibliotheken
Im März soll in Sterkrade eine neue Stadtteilbibliothek mit Lernzentrum und durchgehenden Öffnungszeiten starten. Weil das Personal fehlt, für weiteres offenbar das Geld, will die Stadt 1,5 Stellen für Fachkräfte aus Schmachtendorf abziehen, der letzten reinen Ortsteilbibliothek im ersten Geschoss der Gesamtschule Heinrich Böll. Flore meint, beide Büchereien müssen möglich sein: „Wir brauchen eine kreative Lösung, um sowohl die Sterkrader Bibliothek mit erweiterten Öffnungszeiten und die Schmachtendorfer Bücherei führen zu können.“ Birgit Axt (Grüne) betont: Möglich sei das nur mit Hauptamtlichen. „Mit Ehrenamtlichen allein kann man diese Bibliothek nicht führen.“
In Schmachtendorf sind bei gleichen Öffnungszeiten von 16 Stunden in der Woche die Ausleihzahlen seit 2011 um rund die Hälfte zurückgegangen. 2011 wurde die neue Zentralstelle eröffnet. Flore meint, dass die Ausleihen bei den kurzen Öffnungszeiten kaum verwundern. Er regt an, dass in die rund 430 Quadratmeter große Bibliothek, die 1986 in die Gesamtschulräume eingezogen war, investiert werde. So gibt es zwar einen Aufzug, der Zugang zum Treppenlift ist für Rollstuhlfahrer aber durch Trennwände versperrt. Mitarbeiter müssen diese Absperrung zu einem Schülerraum zur Seite räumen. „Das ist alles andere als barrierefrei“, urteilt Birgit Axt.