Oberhausen. . Bücherei in Schmachtendorf könnte schließen, um Personallücke in neuem Sterkrader Medienzentrum zu schließen. Die erste politische Debatte war eine vorsichtige.
Wenn es um das Aus einer besonders liebgewonnen öffentlichen Einrichtung geht, sind politische Entscheidungen oft nicht leicht zu treffen. Und so war die erste öffentliche Debatte über die von der Stadt vorgeschlagene Schließung der Schmachtendorfer Stadtteilbibliothek zugunsten eines neuen Sterkrader Vorzeige-Medienzentrums mit längeren Öffnungszeiten und mehr Personal geprägt von vielen abwägenden „Wenn“ und „Aber“.
In der Bezirksvertretung Sterkrade blieb die rot-grüne Koalition bis zuletzt unentschlossen, die CDU gab dem Rathaus nur ein zähneknirschendes Ja, BOB und Linke wollen die Bücherei erhalten. Entscheiden muss der Rat der Stadt am 14. März – einen Tag später schon könnte die Schmachtendorfer Bücherei zu sein.
In wenigen Wochen eröffnet das Sterkrader Medienzentrum mit stadtweit einzigartigem Angebot in einer umgebauten Sparkassen-Filiale. Mit Repair-Café, Computerspiel-Zone, Veranstaltungs-, Lern- und Arbeitsräumen soll sie die vorherige Stadtteilbibliothek ersetzen und auch montags und mittags geöffnet haben. Dafür, das machte Bibliothekschef Hans-Dietrich Kluge-Jindra deutlich, brauche es zu den 3,5 Stellen zumindest eine weitere Vollzeitkraft. Dafür hat die Stadt aber kein Geld.
Das Personal (1,5 Stellen) soll aus der Schmachtendorfer Bücherei kommen, die in Räumen der Heinrich-Böll-Gesamtschule zu finden ist. Dort haben sich die Ausleihzahlen trotz neuer Leitung und aktuellerem Bestand seit 2011 um fast die Hälfte reduziert; die Räume gelten als veraltet.
Schmachtendorfer wollen Zweigstelle behalten
Dabei soll der Ortsteil nicht leer ausgehen: Statt der an 16 Stunden in der Woche geöffneten Bücherei soll es nach dem Vorschlag aus dem Rathaus einen Automaten mit bis zu 1000 rund um die Uhr auszuleihenden Büchern geben. Mit der Heinrich-Böll-Gesamtschule soll ein schulinternes Medienzentrum entwickelt werden.
„Ich bin nicht begeistert, über die Schließung einer Einrichtung zu sprechen“, sagte Kluge-Jindra. „Mit unserem Vorhaben werden wir die bibliothekarische Situation im Norden aber letztlich inhaltlich deutlich verbessern.“
Hubert Cordes (SPD) kündigte Abstimmungsbedarf innerhalb der Fraktion an. „Wir wollen nicht, dass Schmachtendorf von der Bücherbildung abgeschnitten wird, aber die neue Sterkrader Bücherei soll ja ein Höhepunkt werden.“ Birgit Axt (Grüne) schlug vor, mit der Interessengemeinschaft im Stadtteil zu sprechen. Sie stellte in Frage, dass ältere Menschen mit dem Buchautomaten zurechtkommen.
Lühr Koch (Linke) will die Schmachtendorfer Bibliothek erhalten. „Büchereien gehören zu einem Zentrum“. Werner Nowak (BOB) will die Entscheidung verschieben, bis Erfahrungswerte aus Sterkrade da sind. Einzig die Sterkrader CDU-Fraktion kündigte an, in der März-Sitzung des Rates für den Vorschlag der Stadtspitze zu stimmen. „Wir tun uns damit aber schwer“, sagte Holger Ingendoh. Der Schmachtendorfer berichtete von einer Kurzumfrage in der eigenen Familie: „Für die größere Auswahl fahren die Kinder schon jetzt nach Sterkrade.“
Für den Erhalt der Bücherei appellierte eine ältere Schmachtendorferin. Sie nutze die Einrichtung mit Internetzugang wöchentlich. „Ich bin entsetzt, dass sie nun geschlossen werden soll.“