Holten/Sterkrade. Die Kirchgemeinde Holten-Sterkrade in Oberhausen muss den Gürtel enger schnallen. Eine Pfarrstelle wird gekürzt, zwei Gemeindehäuser werden aufgegeben
Betroffene Gesichter im Gemeindesaal der evangelischen Friedenskirche. Die Kirchengemeinde Holten-Sterkrade muss künftig den Gürtel enger schnallen. Wie und wo gespart werden soll, das erfuhren jüngst rund 100 Teilnehmer der Gemeindeversammlung: Die Gemeinde verzichtet ab 2016 auf zwei Standorte und auf die Wiederbesetzung einer zugehörigen Pfarrstelle.
2013 hat die Evangelische Kirche im Rheinland für alle Gemeinden eine so genannte Gebäudestrukturanalyse durchgeführt. Die führte zutage, dass die Gemeinde Holten-Sterkrade ihre heute 35 Gebäude nicht mehr unterhalten kann. Es sind nicht Kirchenaustritte, die ihr zu schaffen machen, sondern der hohe Sterbeüberschuss. „Jedes Jahr verlieren wir ein Prozent unserer Gemeindemitglieder“, sagt Pfarrer Thomas Fidelak.
Seit 1994: 3367 Mitglieder verloren
2007 zählte die Gemeinde 13.930 Angehörige. Ende August waren es 12.427. Fidelak: „Seit 1994 haben wir 3367 Mitglieder verloren.“ Für 3000 Mitglieder sieht die Landeskirche eine Pfarrstelle vor.
Zwei Jahre lang hat das Presbyterium, das Leitungsgremium der Gemeinde, die Problematik immer wieder diskutiert. Nun rang es sich durch, das Gemeindehaus an der Zorndorfstraße in Schwarze Heide und das Gemeindehaus Im Eickelkamp auf Duisburger Gebiet aufzugeben. Im Pfarrbezirk Schwarze Heide/Biefang soll auch eine Pfarrstelle gestrichen werden. Die heutige Vertretung durch das Pfarrer-Ehepaar Christiane und Henning Wilms aus Holten läuft bis Oktober 2016 aus. Daneben soll es personelle Umbesetzungen geben, aber keine betriebsbedingten Kündigungen, sagt Fidelak.
Das laufende jährliche Defizit der Gemeinde betrage 270.000 Euro. Abschreibungen seien nicht mehr möglich. „Wenn wir so weitermachen, sind unsere Reserven in drei bis vier Jahren erschöpft.“ Das Ziel, bis 2020 350.000 Euro/Jahr einzusparen, um wieder ins Plus zu gelangen, wird durch das Sparpaket noch nicht erreicht. Danach beträgt die Einsparung erst 226.000 Euro. Allerdings entfallen rund 517.000 Euro an einmaligen Sanierungskosten für beide Standorte.
Gruppen müssen umziehen
Welche organisatorischen Konsequenzen die Gemeinde daraus zieht, ist offen. Die kirchlichen Gruppen, die sich Im Eickelkamp und an der Zorndorfstraße treffen, müssen umziehen. Was aus den Gebäuden wird, ist ungeklärt. Ob es künftig bei einem von fünf Pfarrbezirken ohne Pfarrer bleibt oder die Pfarrbezirke neu zugeschnitten werden, wird noch entschieden.
Allein an der Zorndorfstraße belaufen sich die geschätzten Sanierungskosten bis 2030 auf rund 435.000 Euro. Von einem Verkauf der Mietshäuser der Gemeinde riet Baukirchmeisterin Sandra Hecker ab. „Wir haben Mieteinnahmen. Diese Gebäude rentieren sich.“