Oberhausen. Gemeinde lädt am „Tag des offenen Denkmals“ zu einer Blindenführung ein. Dabei genossen sie das unbekannte Raumerlebnis.
Anlässlich des bundesweiten „Tags des offenen Denkmals“ öffnete die evangelische Christuskirche Mitgliedern der Gemeinde und Interessierten ihre Pforten. Bereits zum dritten Mal nahm die Gemeinde an der Nohlstraße am jährlich stattfindenden Denkmaltag teil.
Hilfen zur Orientierung
Teil des diesjährigen Programms war eine Führung durch die Kirche unter dem Motto „Kirche wahrnehmen - ohne zu sehen“. Die Besucher konnten dabei erleben, wie blinde und sehbehinderte Menschen den Kirchraum wahrnehmen.
Dazu erhielten sie Brillen, die verschiedene Sehbehinderungen simulierten. Zur Orientierung standen sowohl Blindenstöcke als auch Schwellpapier-Drucke vom Grundriss und von der Außenansicht des Gebäudes zur Verfügung. Bei diesen Drucken lassen sich Erhebungen ertasten, wodurch Blinde ein besseres Raumgefühl erhalten.
Bjarke Farber berichtet, dass man viele Dinge, die man als Sehender zu kennen glaubt, plötzlich anders wahrnimmt: „Beim Taufbecken habe ich Ornamente erfühlt, die ich vorher nie bemerkt habe“, sagt die 14-Jährige. Brigitte Rösner (51), die den Innenraum der Kirche mitgestaltet hat, stimmt dem zu: „Man glaubt den Innenraum zu kennen, aber nach drei Metern mit geschlossenen Augen traut man seiner Erinnerung nicht mehr und verliert sein Raumgefühl.“
Zahlreiche Programmpunkte zum Denkmaltag
Mit ihren Fragen zur Orientierung Blinder und Sehbehinderter konnten die Besucher sich an Antje Schwarz wenden, die selbst erblindet ist. „Einige der Besucher kamen, um herauszufinden, wie ihre sehbehinderten Verwandten sich in der Kirche zurechtfinden“, sagt sie.
Pfarrerin Ilona Schmitz-Jeromin ist sich sicher, dass die Aktion den Beteiligten den Umgang mit Sehbehinderten erleichtern wird. „Das war ein schönes und interessantes gemeinsames Erlebnis.“
Neben der „Blindenführung“ bot die Christuskirche, die im vergangenen Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum feierte, noch weitere Programmpunkte zum Denkmaltag an: Bei einer Führung konnten die Besucher von Presbyter Joachim Pioch mehr über die Geschichte der Glocken erfahren. Kantor Klaus Müller gab ein Orgelkonzert und zum Abschluss waren alle Gäste zum gemeinsamen Kaffeetrinken eingeladen.