Sterkrade-Holten. Fünf Bezirke der Evangelischen Kirche in Sterkrade und Holten sind auf dem Weg zur Einheit. Ein gemeinsames Fest sollte dabei integrativ wirken.

Vor fünf Jahren fusionierten fünf Oberhausener Bezirke zu einer Kirchengemeinde. Das ganze Wochenende lang wurde das Jubiläum gefeiert. Mitglieder und Verantwortliche ziehen ein Fazit.

Fünf Jahre ist es her, da wurden die Bezirke Holten, Friedenskirche, Christuskirche, Schwarze Heide-Biefang und Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu einer Gemeinde zusammengelegt. Diese Fusion sollte von Freitag bis Samstag an allen Standorten gefeiert werden.

Pfarrerin Wiebke Reinhold hat gerade den Gottesdienst beendet. „Unterwegs auf der Fahrt“ wurde gesungen – das Motto für das Fest-Wochenende. Denn noch sind die fünf Bezirke der Gemeinde Holten-Sterkrade nicht angekommen, auch wenn Land in Sicht ist. Das große Ziel: Ein gemeinsamer Hafen, in dem alle Bezirke sich gleichberechtigt wohlfühlen. „Viele sind müde von den Reformprozessen. Wir wollen endlich das Steuer wieder selbst in die Hand nehmen“, sagt Wiebke Reinhold. Ihr liegt viel an ihrer Gemeinde. Sie redet schnell, möchte viel unterbringen von den positiven Seiten der letzten fünf Jahre. „Die Kinder- und Jugendarbeit rückt näher zusammen. Aber es gab auch schmerzhafte Erfahrungen.“

"Das Wort Fusion hat Ängste bei den Menschen ausgelöst"

Da die Gottesdienste immer in einem anderen Bezirk stattfinden, wurde ein Busservice eingerichtet, der die Kirchgänger kostenlos zum Gottesdienst fährt. Doch noch wird der Service kaum genutzt. „Viele alte Leute möchten keine Umstände machen, niemandem zur Last fallen“, sagt sie.

Und nicht überall stößt das Feiern im Verbund auf so viel Gegenliebe. Vor dem Wertmarkentisch diskutieren drei Frauen über das entzerrte Gemeindefest an fünf Standorten. „Wer am Dietrich-Bonhoeffer-Haus Kaffee trinkt, kommt ja nicht auf die Idee rüber zu fahren zur Christurkirche und da noch mal Kaffee zu trinken“, sagt Dorothee Beckerhof. Eine Lösung hat aber keine der Frauen.

Für weitere Wolken über dem „Gemeinde-Schiff“ sorgt ein Datum: Am 25. September verkündet die Versammlung, welches Gebäude noch dem Reformprozess zum Opfer fallen muss. Gemeindemitglied Angelika Erwig graut es vor diesem Tag. „Wir haben ja keinen Einfluss auf die Wahl.“ Henning Wilms möchte den Gemeindemitgliedern diese Gefühle nehmen. Der Pfarrer plädiert dafür, über den Tellerrand zu schauen. „Das Wort Fusion hat Ängste bei den Menschen ausgelöst. Die fühlen sich direkt an Thyssen Krupp erinnert. Da bedeutet das Wort, der Große frisst den Kleinen auf. Bei uns ist es eher eine Symbiose.“