Oberhausen. Die Emschergenossenschaft will die Emscher weitgehend renaturieren. Der Bildhauer Jan Bormann plädiert dafür, den Kanal zumindest teilweise zur Erinnerung beizubehalten.
Mit einem gewaltigen Kraftakt soll die seit Jahrzehnten gebeutelte Emscher wieder als sauberes Flüsschen plätschern. Das befestigte Flussbett und die kanalisierten Seitenarme werden vielerorts der Vergangenheit angehören – dort soll die Emscher durch regelrechte Auenlandschaften fließen. Damit der im Ruhrgebiet so vertraute Anblick der „Köttelbecken“ aber nicht in Vergessenheit gerät, will ein Künstler Betonsohlen der alten Flussbetten als Kunstwerk nutzen.
Der Bildhauer Jan Bormann will die Erinnerung an den schwarzen Fluss wachhalten, gerade weil bald kein schmutziges Abwasser mehr darin fließen wird. „Man muss das Ruhrgebiet der nächsten Generation auch erklären können“, sagt Bormann. „Wenn wir alles spurlos beseitigen, geraten wir in Erklärungsnot und verlieren ein Stück unserer Identität.“
Kanalabschnitt als Überlaufbecken
Und so stellt sich der Künstler die Installation vor: Ein schnurgerade gemauertes Stück des alten Flussbettes würde ähnlich wie ein Seitenarm als Überlaufbecken direkt neben dem naturnahen Flusslauf der Emscher in einer Aue liegen. Zwischen den beiden Flussarmen läge eine kleine Insel. Charmanter Nebeneffekt: Bei Niedrigwasser könnten Besucher in das dann leer gelaufene Betonbett hineinsteigen.
Bormann hat dem Emscher-Landschaftspark bereits mehrere Landmarken gegeben, etwa die Sonnenuhr in Castrop-Rauxel oder die Flüsterbrücke am Phoenix-See in Dortmund. Für das Flussbett-Denkmal kann sich der Künstler aus Castrop-Rauxel verschiedene Standorte vorstellen: „Am besten wäre es, wenn auch eine Brücke in der Nähe ist, von der man die Landschaft gut überblicken kann.“
Bei der Emschergenossenschaft stößt Bormann keineswegs auf taube Ohren. Denn der Wasserverband hat schon vor Jahren ähnliche Ideen verfolgt – am Oberhausener Grafenbusch. Dort könnte der Deich geöffnet werden, damit die Emscher bei Hochwasser aus ihrer geraden Trasse heraus in eine Auenlandschaft fließen könnte. „Das ist allerdings nur eine Überlegung“, beschwichtigt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.
Denkmal in Bottrop
An den meisten Stellen werde der Emscherfluss auch nach dem Umbau im befestigten Bett verbleiben. „An vielen Stellen wäre gar kein Platz, um das Gewässer aus dem Bett herauszunehmen.“ Priorität beim Emscherumbau haben ökologische Ziele. „Das Gewässer soll wieder in einen guten Zustand versetzt werden“, sagte Abawi.
Im Bottroper Bernepark ist jüngst ein Stück des noch genutzten Betonflussbettes zum Denkmal erklärt worden.