Oberhausen. . Dennoch scheint die DB den Betuwe-Bau für Oberhausen-Sterkrade nach alter Blaupause weiter zu planen. Der Projektleiter widerspricht dem Vorwurf, Bürgersorgen zu ignorieren.

Kurios ist das schon. 550 Einwände gegen den von der Deutsche- Bahn-Tochter DB-Projektbau vorgelegten Plan zum Gleisausbau in Sterkrade und Holten haben Bürger und die Stadt Oberhausen eingereicht. Noch bis Mitte des Jahres wird die DB damit beschäftigt sein, sie zu beantworten. Dennoch plant sie bereits munter nach ihren alten Vorstellungen weiter an den neuen Gleisen, die zu der 1,5 Milliarden Euro teuren Hochleistungsstrecke „Betuwe“ zwischen Oberhausen und Emmerich gehören.

Ignoriert das mächtige Unternehmen die Sorgen der 40.000 Bürger, die vom Sterkrader Gleis-Ausbau betroffen sind?

Bahn legte bei Sterkrade Zahn zu

Stefan Ventzke winkt ab. Der Gesamtprojektleiter für das Mammutwerk Betuwe betont: „Wir planen nicht weiter, wir holen vielmehr einen Planungsschritt nach.“

Denn die Bahn wollte Zeit gewinnen. Immerhin zieht sich das Großprojekt Betuwe bereits über mehr als 20 Jahre. In Sterkrade, einem von zwei Oberhausener Betuwe-Abschnitten, nun wollte man fix sein. Deshalb habe die DB-Projektbau nur eine abgespeckte Version ihrer Blaupausen beim Eisenbahnbundesamt eingereicht, um das umfangreiche Genehmigungsverfahren zumindest ans Laufen zu bekommen.

„Wir arbeiten die Entwurfsplanung nun nachträglich aus“, erklärt Ventzke. Das heiße nicht, dass Einwände der Bürger und der Stadt nicht in den fertigen Plan eingearbeitet würden. Hätte die Bahn alternativ abgewartet, bis Bezirksregierung und Eisenbahnbundesamt die Einwände bewertet haben, wäre Zeit vergeudet worden: „Wir hätten Leerlauf.“

Bürgerinitiative sucht sich Hilfe in Düsseldorf

Damit Einwände der Stadt Oberhausen und ihrer Bürger beim umfangreichen Betuwe-Ausbau berücksichtigt werden, hat sich die Oberhausener Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht“ in der Landeshauptstadt Unterstützung gesucht: Initiativensprecher Manfred Flore besuchte Karin Paulsmeyer, Ministerialdirigentin im Landesverkehrsministerium.

Das Gespräch stimmte ihn zuversichtlich: „Wir haben deutlich gemacht, dass auch das Land in der Pflicht ist, für Gemeinden und Bürger das Beste herauszuholen.“

NRW ist mit mehr als 450 Millionen Euro an den Baukosten der Betuwe-Linie beteiligt. Damit sei das Land auch in der Pflicht, eine für Gemeinden und Bürger akzeptablere Planung bei Bund und Bahn einzufordern. „Für Oberhausen haben wir Lärmschutz für den Kaisergarten und einen städtebaulich attraktiven Neubau des Bahnhofs Sterkrade gefordert.“ Das Land wolle versuchen, Knackpunkte bei der Planung in Gesprächen mit dem Bundesverkehrsministerium auszuräumen. Kommende Woche findet nochmals ein Treffen vieler Entscheider statt.

Die Planung liegt Jahre zurück

Als übereilt bezeichnen Fachleute im Rathaus das Vorgehen der Bahn. In einem Bericht, der Thema im Umweltausschuss am Mittwoch sein wird, vermuten sie hinter der Hast den Schienenbonus. Dieser gab beim Lärmschutz für den Gleisverkehr höhere Grenzwerte vor als beim Straßenverkehr. Seit dem 1. Januar gilt der Grenzwert nicht mehr, Schallschutz wird bei Bahnprojekten also teurer. Für den Betuwe-Ausbau aber tritt der Schienenbonus noch in Kraft, weil die abgespeckten Planungsunterlagen vorab eingereicht wurden.

„Mit dem Wegfall des Schienenbonus’ hat unsere Vorgehensweise nichts zu tun“, widerspricht Ventzke. Immerhin liege die Planung Jahre zurück. „Da war der Bonus noch nicht in der Diskussion.“

Allerdings: Hätte man in Sterkrade nicht einen Gang zugelegt, wäre dies der einzige von zwölf Bauabschnitten, für den der Bonus entfallen wäre. „So haben wir überall gleiche Grundlagen.“