Ausgerechnet bei der europaweit einzigartigen, bedeutsamen Hochleistungsgüterbahnstrecke „Betuwe“ bewegt sich die Deutsche Bahn AG als mächtigstes Transportunternehmen offenbar keinen Schritt auf Oberhausen und seine Bürger zu.
Weit über 600 Bürgereinwendungen, dicke Konzeptpapiere und ordnerfüllende Verbesserungsvorschlägen von Feuerwehr, Rathaus und Anwohnern ignoriere die Bahn, wirft ihr Manfred Flore, Sprecher der aktiven Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht“ vor: „Die Bahn hält einfach an ihren ursprünglichen Plänen fest. Darüber ist der Frust aller Beteiligten in Oberhausen groß.“
Zehntausende betrifft der Ausbau
Für rund 1,5 Milliarde Euro plant die Bahntochter DB Projektbau den Ausbau der Strecke Emmerich-Oberhauen auf drei Gleise. Damit einhergehen hohe Lärmschutzbauten, Brückenabrisse und Bahnhofsumbauten. Allein in Sterkrade sind Zehntausende Menschen betroffen.
Im derzeit laufenden Sterkrader Planungsverfahren haben Bürger, die Feuerwehr und die Stadt mit mehreren Fachbereichen nicht nur die rein rechtlich zustehenden Einwendungen erhoben. Es wurden viele Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Obwohl die Einsprüche gerade geprüft werden und eine entscheidende Aussprache der Bezirksregierung Mitte 2015 stattfindet, sei DB Projektbau bereits in die nächste Planungsstufe übergegangen – mit alten Plänen.
Aufgefallen war das bei Diskussionen um den Umbau des Bahnhofs Holten – trotz kooperativer Gespräche mit Bahn-Mitarbeitern hatte der Konzern jüngst alte Skizzen vorgelegt. Auch bei einem internen Treffen im Oktober zu den rund 40 Millionen Euro teuren Sicherheitsforderungen aller Feuerwehren der Betuwe-Kommunen versteife sich die Bahn auf alte Richtlinien.
„Wir erwarten von der Bahn und dem Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsorganisation, dass sie sich mit unseren Änderungsvorschlägen auseinandersetzen“, kritisiert Bauplanungsdezernentin Sabine Lauxen dieses Vorgehen. „Wir als Stadt wollen ja auch eine Akzeptanz für diese Bahn schaffen, das geht nur in einem konstruktiven Miteinander.“
Entscheidender Streitfaktor sind die Kosten: Am Bahnhof Holten etwa plädiert die Stadt für mittig liegende Bahnsteige. „Laut Bahn würde das eine Million Euro mehr kosten, was wir aber anzweifeln“, sagt Sabine Janclas, Leiterin des Fachbereichs Verkehrsplanung.
Die Bahn pflege ihr altes Hoheitsdenken, wirft Manfred Flore dem Konzern vor. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Vöpel mahnt zur Nachsicht: „Ich erhalte immer positive Rückmeldungen über den laufenden Planungsprozess.“ Er will sich nun in Berlin das Gespräch mit Bahnvertretern suchen.