Oberhausen. 20 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs sollen Städte in Deutschland wegen der Energiekrise einsparen. Oberhausen legt konkrete Pläne vor.

Die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise zwingt auch die Stadt Oberhausen, Energie einzusparen. Im Juli hatte sich dazu eine Arbeitsgruppe gegründet. Gestecktes Ziel: Wege finden, um 20 Prozent des städtischen Energieverbrauchs zu senken – im Jahr 2021 lag dieser immerhin bei rund 88 Millionen Kilowattstunden. Andere Städte haben ihre Pläne bereits vorgestellt, nun formuliert auch Oberhausen die konkreten Einschnitte.

Wassertemperatur runter in Schwimmbädern

Das Wasser im Oberhausener Hallenbad ist derzeit 27 Grad warm, das im Spaßbad Aquapark am Centro hat sogar 28 Grad Celsius. In beiden Bädern soll diese Temperatur auf jeweils 26 Grad abgesenkt werden. Das betrifft die Schwimmer- und Sprungbecken, nicht jedoch die Eltern-Kind-Becken. Oberhausen orientiert sich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Badewesen.

Städtische Gebäude werden kühler

Räume in städtischen Gebäuden sollen künftig auf maximal 20 Grad beheizt werden können. Auf den Fluren werden die Heizungen komplett abgestellt. Womöglich wird’s noch ein bisschen kühler: Sollte die Bundesregierung eine Raumtemperatur von maximal 19 Grad in öffentlichen Immobilien beschließen, werde sich selbstverständlich auch Oberhausen daran halten, heißt es aus dem Rathaus. Die 20-Grad-Regel soll auch für die Klassenzimmer in den Schulen gelten, ausdrücklich aber nicht in den Kitas.

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Auch Sporthallen sollen nicht mehr in dem Maße beheizt werden wie bislang. Eine genaue Temperaturangabe macht die Stadt derzeit noch nicht. Und die Stadt hat bereits Aufträge an Handwerker vergeben, die sämtliche Heizungsanlage prüfen und optimieren sollen.

Es wird dunkler

Kunstwerke, öffentliche Gebäude, Brunnen und auch Brücken, die derzeit noch beleuchtet werden, sollen künftig ab 23 Uhr dunkel bleiben. Die Stadt schaltet die nächtliche Beleuchtung ab. Die Straßenbeleuchtung ist davon nicht betroffen, auch der Hauptbahnhof wird nicht dunkler – aus Sicherheitsgründen. Sämtliche betroffenen Standorte wird die Stadt mit der Oberhausener Polizei abstimmen.

Mitarbeiter werden sensibilisiert

In Schulen, Kindertageseinrichtungen und sämtlichen Verwaltungsgebäuden sollen Leitfäden für einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie sensibilisieren. Die Stadt setzt also auch auf die Eigenverantwortung der Beschäftigten.

Sanierung der Lehrschwimmbecken

Wie bereits berichtet saniert die Stadt die insgesamt sieben Lehrschwimmbecken an Oberhausener Schulen. Eine Sanierung wird dieser Tage abgeschlossen, zwei Becken folgen in wenigen Wochen, die übrigen vier sollen im Frühjahr 2023 den Betrieb aufnehmen. Allein durch diese Sanierung sollen laut Stadtexperten rund 6,6 Millionen Kilowattstunden des Gesamtverbrauchs von 88 Millionen Kilowattstunden eingespart werden – also knapp acht Prozent.

Immobilien- und Ordnungsdezernent Michael Jehn leitet die Koordinierungsgruppe. Seine Einschätzung:„Mit der Umsetzung der Maßnahmen wollen wir den Verbrauch um 19,5 Millionen Kilowattstunden senken. Nach Einschätzung der Servicebetriebe SBO kann so unser Einsparziel von 20 Prozent erreicht werden.“

Michael Jehn leitet die Energie-Einsparrunde

Am 23. Juni dieses Jahres hatte die Bundesregierung die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Der Deutsche Städtetag hat die Kommunen daraufhin aufgefordert, ein Einsparziel von 20 Prozent des jeweiligen Energieverbrauchs zu erreichen.

Am 21. Juli berief Oberbürgermeister Daniel Schranz die Koordinierungsgruppe Energiekrise ein. Der Beigeordnete Michael Jehn leitet die Gruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Energieversorgung Oberhausen (EVO), der Servicebetriebe Oberhausen (SBO), der Feuerwehr sowie der Bereiche Öffentliche Ordnung und Umwelt der Stadt Oberhausen.

Mittel- und langfristig wird die Stadt weiter sparen. Denn: „Das Thema steht nicht erst seit Beginn der Energiekrise auf der Agenda der Stadt Oberhausen.“ Oberbürgermeister Daniel Schranz: „Aus Gründen des Klimaschutzes, aber auch des kostenbewussten Handelns, spielt das Thema Energiesparen bei der Planung von Um- und Neubauten natürlich immer eine große Rolle.“

Dachbegrünung und Photovoltaik

So habe die Koordinierungsgruppe ermittelt, wie viel Energie durch frühere Entscheidungen gespart wird. 47 einzelne Maßnahmen zählen die Experten auf, unter anderem: LED-Beleuchtung, Photovoltaik-Anlagen und Dachbegrünung, aber auch Energieberatung. Zudem wurden Bauten energetisch saniert – mit Investitionen von über 25 Millionen Euro. Genannt werden zum Beispiel die Fassaden-Dämmungen der Feuerwache, des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums oder des Elsa-Brändström-Gymnasiums.

Und so will die Stadt mittel- und langfristig Energie sparen: Weitere Beleuchtungen auf LED und Bewegungssensoren umstellen, alte Heizungsanlagen erneuern, Lüftungsanlagen neu justieren, Gasheizungen nach Möglichkeit auf Fernwärme umstellen, weitere Dächer von Neubauten begrünen und Photovoltaik-Anlagen errichten.