Düsseldorf. Galoppierende Preise und befürchtete Engpässe lassen die Städte zu neuen Maßnahmen greifen - gedimmte Straßenbeleuchtung inklusive.
Angesichts galoppierender Energiepreise und befürchteter Versorgungsengpässe infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine suchen die NRW-Kommunen nach immer neuen Einsparmöglichkeiten.
Programme zur energetischen Sanierung, Photovoltaik-Ausstattung und Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik wurden vielerorts bereits beschleunigt. Mehrere Rathäuser sind zudem dazu übergangen, Sofort-Maßnahmen zu ergreifen. Düsseldorf etwa will die Wassertemperatur in allen Hallenbädern um zwei Grad absenken. Im Schwimmerbecken müssen Badegäste dann mit 26 Grad auskommen. In Lehrschwimmbecken sind 28 Grad vorgesehen, in Planschbecken noch 30 Grad. Freibäder sollen nur noch eine Mindesttemperatur von 22 Grad sicherstellen. Düsseldorf folgt damit einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfDB), um Energie zu sparen und die rasant steigenden Kosten abzufedern.
Köln deckelt Klassenzimmer-Temperatur 21 Grad
Auch Nordrhein-Westfalens einzige Millionenstadt Köln geht neue Wege, um den Energieverbrauch einzudämmen. Bei 500 städtischen Gebäuden sowie der Straßen- und Objektbeleuchtung sehe man große Einsparpotenziale, berichtete zuletzt der „Kölner Stadt-Anzeiger“. So soll die Lichtausbeute der Straßenbeleuchtung ab 23 Uhr auf 70 Prozent gedimmt werden und ab 1 Uhr nachts auf 50 Prozent. Zudem soll die Maximaltemperatur in Schulgebäuden auf maximal 21 Grad Raumtemperatur gedeckelt werden. Die Thermostatventile würden entsprechend gesteuert. Inwieweit ein weiterer Corona-Herbst mit Unterricht bei geöffneten Fenstern die Pläne gefährden könnte, blieb zunächst offen.
Die Stadt Essen empfiehlt Bürgern und Verwaltungsmitarbeitern gleichermaßen, künftig freiwillig die Heizung etwas niedriger einzustellen. Drei Grad weniger Raumtemperatur sparten bis zu 20 Prozent Heizenergie, heißt es in einer städtischen Information. „Als Stadtverwaltung haben wir derzeit noch keine Einschränkungen bei beispielsweise Schwimmbädern oder für die kommunalen Gebäude“, erklärte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Es gebe aber Überlegungen im NRW-Städtetag, sich einer Energiesparkampagne des Bundeswirtschaftsministeriums anzuschließen. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) ist neuer Vorsitzender des Städtetages NRW.
Bund sieht vor allem bei kommunalen Liegenschaften Einsparpotenzial
Laut Bundeswirtschaftsministerium gibt es vor allem bei kommunalen Liegenschaften enormen Sanierungsbedarf. Marode Schulen, Kindergärten, Sport- und Schwimmhallen, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude mit reparaturbedürftigen Dächern, undichten Fenstern und ineffizienten Heizungsanlagen böten noch viele Möglichkeiten, die Energiebilanz deutlich zu verbessern. In den bundesweit rund 12.000 Gemeinden und Landkreisen würden rund zwei Drittel der Endenergie im gesamten öffentlichen Sektor verbraucht.