Oberhausen. Am Donnerstag eröffnet die Sonderausstellung „Intime Blicke“ im Spionagemuseum in der Neuen Mitte Oberhausen. Diese widmet sich den weiblichen Spionen. BH mit eingebauter Kamera, ein Dolch im Lippenstift: Wir erklären, was die Besucher im Museum erwartet.
Selbst das sinnlichste Erlebnis kann nach wenigen Sekunden vorbei sein: Kondomverpackungen, die neben dem Verhütungsmittel eine dünne Schlinge aus Metall beinhalten. Lippenstift-Hülsen, in denen scharfe Dolche stecken. Mit Kameras präparierte Büstenhalter. Was nach einem Horrorkabinett erotischer Stunden klingt, sind die Exponate der neuen Sonderausstellung „Intime Blicke“, die sich ab Donnerstag, 19 Uhr, bis zum Jahresende im Spionagemuseum ganz um weibliche Spione dreht.
Mit den Plastik-Gimmicks aus dem Yps-Heft haben die Exponate der 300 Quadratmeter großen Ausstellung wahrlich nichts zu tun. Museums-Chef und Spionage-Experte Ingo Mersmann hat historische Stücke gesucht und gefunden, die tatsächlich gebräuchlich waren.
Nicht nur Bettgeschichten
Manches, wie der BH mit eingebauter Fotokamera, war in den 60er- und 70er-Jahren im Einsatz und wirkt heute im Zeitalter von WLAN-Übertragungen und erschwinglicher Knopf-Kameras vom Elektro-Discounter wie ein niedliches Relikt. Tatsächlich haben aber erst die Ingenieure der Spionage-Technik den Weg für viele unserer Alltagsgegenstände geebnet. „Das bleibt oft verborgen“, sagt Ingo Mersmann. „Die Kameras für medizinische Endoskopien, habe ihren Ursprung in der Agenten-Technologie.“ Seine Ausstellung „Intime Blicke“ klammert sich aber nicht nur an Klischee-Bilder, die sich wie bei James Bond in umkämpften Betten abspielen.
Erotik und Liebe aus dem Kinodrehbuch steht im krassen Gegensatz zum aufwühlenden Leben echter weiblicher Agenten. So zeigt die Ausstellung zum ersten Mal die Original-FBI-Akte der gebürtigen Bremerin Marita Lorenz (75), der ehemaligen CIA-Agentin und mit 19 Jahren Geliebten des kubanischen Machthabers Fidel Castro. Diese Dokumente sind durch den US-Geheimdienst an einigen Stellen geschwärzt worden, zeigen aber dennoch eindrucksvoll, wie penibel über Marita Lorenz zwischen den Jahren 1960 und 1979 Informationen gesammelt wurden.
Brücke zur heutigen Zeit
Die 75-Jährige ist bereits am Mittwoch von New York nach Düsseldorf geflogen und wird bei der Eröffnung im Spionagemuseum persönlich anwesend sein.
Neben den historischen Dokumenten, Hilfsmitteln weiblicher Spione und Original-Kleidungsstücken der Spione, schlägt „Intime Blicke“ eine Brücke zur heutigen Zeit, zeigt wie Sichtweisen manipuliert werden, wie selbst „Normalos“ in sozialen Netzwerken „spionieren“ und wie wir durch einen allzu offenen Umgang mit unserer Privatsphäre mitunter Eifersucht und Missverständnisse schüren.
Die Inspiration zur Ausstellung dokumentierte Ex-BND-Mitarbeiter Ingo Mersmann übrigens nicht auf Papier: „Ich habe alle Ideen in meinem Kopf gespeichert.“