Oberhausen. Die junge Schauspielerin Laura Angelina Palacios ist neues Mitglied im Ensemble. Intendant Peter Carp entdeckte sie beim Vorspiel der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Vier Jahre dauerte ihre Ausbildung. Jetzt ist sie froh über ihr straffes Programm.
Laura Angelina Palacios hat einen Lieblingsort: das Theater. „Eigentlich bin ich am liebsten hier“, sagt sie, „selbst in meiner Freizeit mische ich mich noch unter die Leute im Falstaff.“ Die gebürtige Züricherin ist seit der Spielzeit 2014/15 festes Ensemblemitglied. Und als solches bleibt ihr auch kaum Zeit für Aufenthalte an anderen Orten.
Denn die junge Schauspielerin hat ein ganz schön straffes Programm. Sie spielt in „So viel Zeit“ und in „Das Käthchen von Heilbronn“, hat in „Die Orestie“ jetzt die Rolle von Lise Wolle übernommen und demnächst steht noch „Atmen“ an. Bei so viel Theater, so viel Zeit in abgedunkelten Räumen, vergisst Laura Angelina Palacios schon einmal, welcher Tag ist. Aber das mache nichts. „Ich bin jung, ich bin hungrig und froh, dass mein Programm so vollgestopft ist.
Klassische Rollen aus dem Stegreif abgewandelt
Dabei spielte das Theater, das jetzt ihr Leben ist, lange Zeit gar keine Rolle darin. „Ich hatte nie etwas damit zu tun“, sagt die Schauspielerin. Allerdings interessierte sich die Waldorfschülerin früh für Musik, Tanz und für Literatur, besonders für die griechische Mythologie. Aber wohin sie ihr Weg führen würde, wusste sie lange nicht, bis sie mit 21 Jahren von Zürich nach Berlin ging. „Da dachte ich erst, ich mache was mit Filmen“, erzählt sie. Und so landete Laura Angelina Palacios auf einer privaten Filmschauspielschule. „Das war es aber nicht“, bemerkte sie schnell. Sie wollte sich ganz aufs Theater konzentrieren, hörte von der renommierten Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, bewarb sich und wurde genommen. Gleich beim ersten Versuch. Nur 20 von 2000 Bewerbern schafften das. „Ich war wohl entspannter als die, die seit Jahren schon durchs Land reisen und sich an einer Schule nach der anderen bewerben. Erst später wurde mir bewusst, was ich da geschafft hatte.“
Vier Jahre dauerte ihre Ausbildung. Im dritten Jahr stand sie schon in Kooperation der Schule mit Theatern auf der Bühne. Das vierte war das Prüfungsjahr. „Im November 2013 war das große Intendantenvorspiel in Berlin“, sagt sie. Da wurde Peter Carp auf die junge Schauspielerin aufmerksam und lud sie nach Oberhausen ein. Und hier durfte sie dann nicht nur 20 Minuten vorsprechen wie an anderen Theatern. „Ich habe zwei Stunden mit den Dramaturgen gearbeitet, das war total schön.“ Sie habe drei Rollen vorgespielt, drei Lieder gesungen und klassische Rollen aus dem Stegreif völlig abgewandelt. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagt Laura Angelina Palacios.
Figur kann neuer bester Freund werden
Die Begeisterung herrschte wohl auf beiden Seiten. Als Laura Angelina Palacios dann schon in Oberhausen eine Wohnung suchte und abends mal im Theater „Die Orestie“ sah, wuchs ihre Begeisterung. „Das war das Beste, was ich seit langem gesehen habe.“ Und dann musste sie in nur zwei Tagen die Rolle von Lise Wolle, die Mutter geworden ist, einstudieren. Alle Kollegen hätten ihr so viel Mut gemacht, sie unterstützt. „Das sind hier nicht nur großartige Schauspieler, sondern auch gute Menschen“, lobt Laura Angelina Palacios den sehr menschlichen Umgang der Ensemblemitglieder und auch des Intendanten.
Ob sie eine Wunschrolle habe? „Immer das, was kommt, ist die Rolle. Im besten Fall wird die Figur, die man spielt, für einige Zeit der neue beste Freund. Das hier ist ein schönes Theater, die Leute sollen kommen“, sagt die junge Schauspielerin.