Oberhausen. . Die Salafisten, die in Oberhausen an der Marktstraße kostenlos den Koran verteilen, sind vielen Oberhausenern nicht ganz geheuer. Sie werden vom Verfassungsschutz beobachtet und als gefährlich eingestuft.

Zur Zeit stehen sie wieder an der Marktstraße in der Oberhausener Innenstadt: in weiße Gewänder gehüllte, meist bärtige Salafisten. Die Männer verteilen kostenlos den Koran in verschiedenen Sprachen. Das irritiert nicht wenige Oberhausener. Mitglieder seiner Gemeinde haben Stadtdechant Peter Fabritz beunruhigt angesprochen.

„Für viele Christen bedeutet es einen Zwiespalt, diese Männer zu sehen“, sagt Fabritz. „Zwar messen sie der Religionsfreiheit einen hohen Wert zu, doch zugleich wissen sie ja, dass mit dem islamischen Glauben viel Schindluder getrieben wird.“ Ganz bewusst schauten christlich geprägte Passanten an den Stand vorbei und gingen weiter, ohne einen Koran mitzunehmen.

Besondere Wachsamkeit gefordert

Die Salafisten werden schließlich schon seit längerem vom Verfassungsschutz beobachtet: Sie werden als gefährlich eingestuft. „Der Salafismus ist die am schnellsten anwachsende Szene unter den Extremisten und erfordert die besondere Wachsamkeit des Verfassungsschutzes“, heißt es im Verfassungsschutzbericht.

Aber: Auch wenn der Verfassungsschutz klare Worte für den Salafismus findet, der im Widerspruch zu den grundlegenden Werten unserer Verfassung steht, kann die Stadt den Stand nicht einfach verbieten. „Das wäre nur möglich, wenn es konkrete Anhaltspunkte für eine Straftat gebe“, erklärt ein Sprecher des Innenministeriums.

Fabritz warnt, der Salafismus sei eine fundamentalistische Bewegung, die mit psychologischen Mitteln arbeite. Er sagt aber auch: „Grundsätzlich darf der Salafismus niemals gleichgesetzt werden mit dem Islam und erst recht nicht mit allen Muslimen.“

Nach seinen Angaben ist die kostenlose Verteilung des Korans durch die Salafisten in Fußgängerzonen auch unter gläubigen Muslimen äußerst umstritten. Das heilige Buch einfach zu verteilen und damit in die Hände von „Ungläubigen“ zu geben, verletze deren Gefühle zutiefst, meint Fabritz. „Das Ziel der Salafisten, nämlich die ganze Welt zu islamisieren und die Scharia einzuführen, scheint aber stärker zu sein, als diese religiösen Gefühle zu achten.“

Der Glaube wird ausgenutzt

Tatsächlich verteilen die Salafisten auf der Marktstraße nicht nur den Koran, sondern freuen sich über jeden, der zum Islam wechseln will. Das scheint sogar denkbar einfach, wie Passanten erlebten: Man muss nur einige Bekenntnissätze auf Deutsch sprechen und dann auf arabisch nachsprechen. Schon ist man angeblich Moslem – und im Netz der Salafisten.

Superintendent Joachim Deterding sagt bei Nachfrage zum Salafisten-Thema: „Ich bin in jeder Religion, auch meiner eigenen, ein erbitterter Gegner von Fundamentalismus.“ Extremisten seien für ihn keine Gläubigen mehr, sondern Kriminelle. Sie nutzten den Glauben für politische und für Machtzwecke aus. „Wenn jemand öffentlich die Scharia fordert, ist das für mich ein Aufruf zu einer Straftat, dagegen müssen wir in unserer Gesellschaft vorgehen“, fordert Deterding.