Oberhausen. Nach der Bekanntgabe des neuen Literatur-Nobelpreisträgers müssen Buchhändler ihre Kunden erstmal enttäuschen – erst in einigen Tagen werden die Bücher auf Lager sein. Die Stadtbibliothek hat jedoch Titel des französischen Autors Patrick Modiano im Sortiment.

Literatur- und Bücherfreunde, die sich einem Roman von Patrick Modiano widmen möchten, gucken derzeit in die Röhre. Einen Tag nach Verkündung des Literatur-Nobelpreisträgers sind in Oberhausens Buchläden nämlich alle Werke des Franzosen vergriffen.

Interessierte Leser müssen sich nun noch etwa acht bis zehn Tage gedulden. Herbert Becker, Inhaber der Buchhandlung Grauert in Sterkrade erklärt: „Das Problem ist jedes Jahr dasselbe. Die Werke des Preisträgers sind blitzschnell nicht mehr lieferbar. In manchen Jahren haben wir wochenlang auf die Lieferung gewartet.“ Er hat aber auch noch einen Tipp: „In gut sortierten Fachbuchhandlungen könnte man Glück haben.“

Auch in der Buchhandlung Blohm im Bero-Zentrum sind derzeit keine Exemplare zu haben. Zwei langjährige Kunden musste Inhaber Ulrich Blohm bereits enttäuschen, und er ist sich sicher: „In ein paar Tagen werden noch viele weitere Kunden versuchen, ein Buch von Modiano zu erwerben.“

Stadtbibliothek ist gut sortiert

Wer sich nicht länger gedulden möchte, sollte in der Stadtbibliothek vorbeischauen. Diese ist in Sachen Modiano nämlich gut sortiert: Die Bibliothek führt dreizehn Titel des Schriftstellers, einige stehen noch zur Ausleihe bereit. Doch Lektoratsleiterin Annelie Bauer weiß aus Erfahrung: „Nach der Verkündung will jeder einen Titel des Preisträgers lesen, alle Bücher sind schnell vergriffen.“

Bauer ist von Modianos Werken schon jetzt überzeugt. „Seine Bücher sind leicht zu lesen und doch interessant.“ Außerdem betont sie: „Der Literatur-Nobelpreis ist etwas ganz Besonderes und hat in der Branche einen sehr guten Ruf erlangt.“

Vorher fast ungelesen

Für Becker war die Verkündung der schwedischen Jury eine große Überraschung. „Ich finde es umso erfreulicher, dass es jemand ist, der vorher nicht bereits als Anwärter gehandelt wurde.“ Ein Unbekannter ist der 69-jährige Schriftsteller zwar nicht, doch über den Ladentresen der meisten deutschen Buchläden wanderten seine Werke bisher nur selten. Das bestätigt auch Ulrich Blohm. „Im deutschsprachigen Raum war Modiano fast ungelesen. Das liegt zum Teil auch daran, dass die Thematik seiner Romane sehr schwer zu vermitteln ist.“ Ob die Leser Modianos Werke trotzdem genauso fleißig kaufen werden wie diese von der letzten Literatur-Nobelpreisträgerin Alice Munro, werden die nächsten Wochen zeigen.