Oberhausen. . Die Stadt Oberhausen befürchtet, dass die Pkw-Maut dem boomenden Touristik-Sektor schaden könnte. Der oberste Touristikmanager Franz-Josef Muckel warnt vor möglichen Einbußen bei Reisen etwa zum Centro. Burkhard Koch, Marketing-Regionalleiter beim Musical-Betreiber Stage, sieht das anders.
Wird die Maut auf allen Straßen in Deutschland für Pkw eingeführt, dann befürchtet nicht nur der oberste Touristikmanager der Stadt, Franz-Josef Muckel, Einbußen für den aufstrebenden Urlaubs-Reiseverkehr nach Oberhausen. Denn vor allem aus den Niederlanden, aber auch aus Belgien bringen ganze Reisebusse Shoppingfreunde und Städtetouristen ins Ruhrgebiet, vor allem zum Centro.
„In den vergangenen Jahren hat sich Oberhausen als touristisches Reiseziel immer besser etabliert. Wir verzeichnen stetig steigende Übernachtungszahlen und zunehmend mehr Tagesreisende. Da sollte man auf keinen Fall neue Hürden aufbauen“, sieht Muckel die vor allem von der Union in Berlin geplante Straßenbenutzungsgebühr für Autofahrer kritisch.
Gegenreaktion aus Holland
„Ich halte die Maut für Quatsch. Sie wird auf jeden Fall negative Folgen haben“, ist sich SPD-Ratsfraktionschef Wolfgang Große Brömer sicher. „Vor allem wird Holland eine Gegenreaktion zeigen – und wohl auch eine Maut-Vignette einführen.“ Oberbürgermeister Klaus Wehling befürchtet: „Der eine oder andere wird sich sicherlich überlegen, ob er noch zu uns reisen wird, wenn er mehr für seine Fahrt zahlen muss.“
Deutlicher Anstieg
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erwartet Mehreinnahmen aus der Pkw-Maut in Höhe von rund 600 Millionen Euro pro Jahr.
Im ersten Halbjahr 2014 hatte Oberhausen über 100 000 Gäste angelockt – ein sattes Plus von 13,6 Prozent zu 2013. „Das bringt Kaufkraft und sichert Arbeitsplätze. Der größte Zuwachs in der Region und ein stark gestiegenes Interesse bei ausländischen Gästen, zum Beispiel aus den Niederlanden oder Belgien, belegen zudem, dass wir hier vor Ort ein tolles Angebot haben“, meint SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer.
Muckel sieht Oberhausen als Touristik-Standort nicht in einer Liga wie Köln: „Die Kölner können auch fünf Euro pro Stunde für einen Parkplatz nehmen, da fahren die Leute trotzdem hin.“ Niederländer seien äußerst preissensibel. Das könne zumindest zu einer Delle beim Besucherstrom ins Centro aus den Benelux-Ländern etwa zu Weihnachten führen. „Außerdem ist damit zu rechnen, dass wir dann künftig auch für einen Besuch der niederländischen Nordseeküste draufzahlen müssen.“
Sein Vorgänger als Oberhausener Touristikchef, Burkhard Koch, derzeit Vertriebs- und Marketing-Regionalleiter beim Musical-Betreiber Stage Entertainment, ist optimistischer und glaubt nicht, dass die Maut zu wesentlichen Tourismus-Einbrüchen führt. „Der Zustand deutscher Straßen ist in den vergangenen Jahren im Vergleich zu früher deutlich schlechter geworden – auch im Vergleich zu Österreich, Frankreich oder der Schweiz. Deshalb habe ich nichts gegen die Maut, wenn sie bundesweit und flächendeckend eingeführt wird. Die Einnahmen müssen dann aber ausschließlich für die Straßen-Verkehrsinfrastruktur ausgegeben werden“, sagt Koch.