Wird die Maut auf allen Straßen in Deutschland für Pkw eingeführt, dann befürchtet nicht nur der oberste Touristikmanager der Stadt, Franz-Josef Muckel, Einbußen für den aufstrebenden Urlaubs-Reiseverkehr nach Oberhausen. Denn vor allem aus den Niederlanden, aber auch aus Belgien bringen ganze Reisebusse Shoppingfreunde und Städtetouristen ins Ruhrgebiet, vor allem zum Centro.
„In den vergangenen Jahren hat sich Oberhausen als touristisches Reiseziel immer besser etabliert, wir verzeichnen stetig steigende Übernachtungszahlen und zunehmend mehr Tagesreisende. Da sollte man auf keinen Fall neue Hürden aufbauen“, sieht Muckel die vor allem von der Union in Berlin geplante Maut für Autofahrer kritisch.
„Ich halte die Maut für Quatsch. Die Maut wird auf jeden Fall negative Folgen haben“, ist sich SPD-Ratsfraktionschef Wolfgang Große Brömer sicher. „Vor allem wird Holland eine Gegenreaktion zeigen – und wohl auch eine Maut-Vignette einführen.“ Oberbürgermeister Klaus Wehling befürchtet: „Der ein oder andere wird sich sicherlich überlegen, ob er noch zu uns reisen wird, wenn er mehr für seine Fahrt zahlen muss.“
Muckel sieht Oberhausen als Touristik-Standort nicht in einer Liga wie Köln: „Die Kölner können auch fünf Euro pro Stunde für einen Parkplatz nehmen, da fahren die Leute trotzdem hin.“ Niederländer seien äußerst preissensibel. Das könne zumindest zu einer Delle beim Besucherstrom ins Centro aus den Benelux-Ländern etwa zu Weihnachten führen. „Außerdem ist damit zu rechnen, dass wir dann künftig auch für einen Besuch der niederländischen Nordseeküste draufzahlen müssen.“
Sein Vorgänger als Oberhausener Touristikchef, Burkhard Koch, derzeit Vertriebs- und Marketing-Regionalleiter beim Musical-Betreiber Stage Entertainment, ist optimistischer und glaubt nicht, dass die Maut zu wesentlichen Tourismus-Einbrüchen führt. „Der Zustand deutscher Straßen ist in den vergangenen Jahren im Vergleich zu früher deutlich schlechter geworden – auch im Vergleich zu Österreich, Frankreich oder der Schweiz. Deshalb habe ich nichts gegen die Maut, wenn sie bundesweit und flächendeckend eingeführt wird. Die Einnahmen müssen dann aber ausschließlich für die Straßen-Verkehrsinfrastruktur ausgegeben werden“, sagte Koch.