Oberhausen. Beim 269. Großtauschtag im Revierpark Vonderort in Oberhausen wechselten kleine Raritäten aus Papier den Besitzer. Briefmarkenliebhaber aus ganz Deutschland kamen zum Tauschen und Verkaufen in das Freizeithaus. Und erklärten, warum einen das Sammelfieber packen kann.
Sonnenlicht fällt durch die Fenster auf überquellende Kisten. Stapel mit altem Papier, bedruckte Pappe und wertvolle Herzstücke türmen sich auf den Tischen im Freizeithaus des Revierparks Vonderort. Zum 269. Mal trafen sich am Samstag Jäger und Sammler beim Briefmarken-Großtauschtag. Zwischen 9 und 14 Uhr wuselten Liebhaber durch die Gänge auf der Suche nach einem Schnäppchen für ihre Sammlung.
Auch für Rolf Grabig aus Bad Salzuflen ist der Großtauschtag in Oberhausen ein Pflichttermin. Seit 65 Jahren sammelt der Händler bereits. Diesen Monat feiert er sein Jubiläum. Seit 25 Jahren handelt der ehemalige Verkaufsleiter einer Schokoladenfirma mit Briefmarken. Das Sammeln der Papierstücke liegt bei Grabig in der Familie. „Schon mit drei Jahren auf Großvaters Schoß blätterten wir gemeinsam durch sein Briefmarkenbuch“, erzählt er. Immer wieder bleiben ältere Herren stehen, zücken dicke Brillen oder Lupengläser, um die ausgestellten Exemplare zu betrachten. Die meisten Schatzjäger sind Männer älteren Semesters, Frauen finden sich nur vereinzelt hinter den Tischen. Zurückhaltend sitzen sie dort auf den orangefarbenen Stühlen und beobachten das Geschehen. „Mein Ehemann ist unterwegs, also pass ich auf“, sagt eine Frau.
Vererbte Leidenschaft
Aber es gibt auch Ausnahmen, so wie Barbara Höhne. Die 61-Jährige reist zu jeder Börse mit ihrem Ehemann aus Frankfurt an. „Er hat schon immer gesammelt. Ich bin seit zehn Jahren dabei, seit die Kinder aus dem Haus sind.“ Ein Motiv hat es Höhne besonders angetan: Spinnen. Und das, obwohl sie die achtbeinigen Krabbeltiere gar nicht ausstehen kann. „Wenn ich meine Mappe öffne und die kleinen Bildchen sehe, stehen mir schon die Haare zu Berge“, sagt sie lachend. „Aber ich kenne keinen, der Spinnen-Briefmarken sammelt, also habe ich damit angefangen.“ Für Barbara Höhne ist Sammeln pure Entspannung.
Herrn Grabig hingegen interessieren nicht nur die kleinen Papierschnipsel. „Bei den Banken bekommt man heute keine Zinsen mehr. Aber Briefmarken sind eine sichere Kapitalanlage, wenn man sich auskennt“, erklärt der erfahrene Sammler. Als besonders gilt der „Rote Affe von China“.
Doch die meisten Sammler raten dazu, sich nicht zu sehr auf ein Motiv einzuschießen. Die Gefahr, zu schnell zu viel Geld auszugeben, werde sonst zum Risiko. Das weiß auch Patrick. „Es gibt einen Spruch unter Briefmarkenliebhabern: Beherrsche deine Sammlung und lass dich nicht von ihr beherrschen.“ So viel Nervenkitzel hätte man einer Briefmarkenbörse gar nicht zu getraut.