Oberhausen. .

Der elektronische Brief soll sich auf Briefmarkensammler nicht auswirken. „Die Philatelisten sind ein eigenes, wichtiges Klientel“, so die Post. Über eine Millionen entsprechende Kunden versorge man regelmäßig mit Marken.

Heinrich Peters sammelt seit seinem zehnten Lebensjahr. Wie es genau angefangen hat, weiß der 76-Jährige nicht, auf dem Schulhof wahrscheinlich, da haben sich die Jungen zusammengetan und Peters wurde neugierig, welche bunten Bildchen sie austauschten: Briefmarken. In über 30 Alben hat der Senior heute seine Marken archiviert und weiß genau, wo er nachschauen muss, wenn ein Sammler sein Geschäft am Friedensplatz betritt. Und es kommen auch immer noch welche? „Aber klar. Erst vergangene Woche hatte ich einen jungen Kunden, der mit seinem Großvater herkam.“ Wer selbst Briefe bekomme, so Peters, „der fängt auch an zu sammeln“.

Doch das ist die Krux: Rund 150 Jahre nach der Einführung der Briefmarke benutzen immer weniger Postkunden das gezackten Wertzeichen, um eine Nachricht zu versenden. Die Deutsche Post hat 2009 mehr als 20 Milliarden Briefsendungen zugestellt, nur knapp zehn Prozent waren mit Marken freigemacht. Technische Neuerungen wie das 2008 eingeführte Porto per SMS aber auch die Internetmarke verdrängen das klassische Bildchen zunehmend. Der neuste Clou: der elektronische Hybrid-Brief, ein Angebot, „das hervorragend angenommen wird“, so Post-Sprecherin Eva Kirchesch. Mittelfristig will der Konzern mit dem E-Postbrief einen dreistelligen Millionenumsatz machen.

„Jeder Händler sollte 15 000 Artikel führen, das ist die Mindestanforderung.“

Die Umstellung auf elektronische Post soll sich auf die über drei Millionen Deutschen, die Briefmarken sammeln, aber nicht auswirken. „Die Philatelisten sind ein eigenes und wichtiges Klientel“, so Kirchesch. Über eine Millionen Kunden versorge die Post regelmäßig mit Marken, für die bezahlt, aber im eigentlichen Sinn keine Leistung erbracht wird. Wie hoch der Gewinn ist, den die Post so erwirtschaftet, dazu machte Kirchesch keine Angaben.

Klar ist: Man will die Sammlerleidenschaft erhalten. Jedes Jahr druckt die Post rund 50 neue Briefmarken, „wegen der hohen Auflage sind sie aber weniger wert als früher“, so Peters. Dass der elektronische Brief die Marke komplett verdrängen wird, glaubt er nicht: „Briefmarken sind nicht nur ein Stück Geschichte, sie bilden diese auch ab.“ Wie viele Marken er selbst hat? „Das weiß ich nicht. Jeder Händler sollte 15 000 Artikel führen, das ist die Mindestanforderung.“

Den Handel mit dem Porto hat er früher nebenberuflich betrieben, heute zusätzlich zur Rente. „Davon leben kann man nicht, aber es macht Spaß.“ Sein Einzugsgebiet hat Peters dank Ebay erweitert: Übers Internet verkauft er Marken nach Fernost. Dort habe man das Sammeln neu entdeckt. Verschickt wird die Fracht übrigens auf traditionellem Weg: „Mit einer schönen Briefmarke.“

Info: E- Brief soll flexibel und sicher sein

2009 feierte die Briefmarke ihren 150. Geburtstag. Bayern führte das Porto am 1. November 1849 ein – ein Prepaid-System, mit dem die Post erstmals das Geld für einen Brief beim Absender vorab kassieren konnte. Im März kündigte die Deutsche Post an, einen Brief anzubieten, der vollständig oder teilweise elektronisch übermittelt wird. Mit einem E-Mail-Dienst hatte das Unternehmen bereits 2000 einen ähnlichen Versuch gestartet, stellte das Angebot aber 2005 wieder ein. Der neue E-Brief soll sicherer und flexibler sein.