Oberhausen. . Rund 400 Hinweise auf vermisste Personen gehen jährlich bei der Oberhausener Polizei ein. Die meisten erledigen sich nach wenigen Stunden oder Tagen. Aber nicht alle. Doris Seyffarth (57) ist seit Pfingsten 2013 spurlos verschwunden. Die Kripo geht von einem Tötungsdelikt aus.

Nicht alle Vermisstenfälle, die Anja Kurz vom elften Kommissariat im Polizeipräsidium bearbeitet, sind so spektakulär wie der von Doris Seyffarth (57) aus Osterfeld, die seit Pfingsten 2013 spurlos verschwunden ist. Mittlerweile geht die Kripo von einem Tötungsdelikt aus. Am Mittwoch, 24. September, 20.15 Uhr, strahlt „Aktenzeichen XY...“ einen Fahndungsfilm über den Fall aus.

Hinweise auf verschwundene Personen gehen fast täglich bei Anja Kurz ein, rund 400 im Jahr. Viele von ihnen erledigen sich binnen weniger Stunden oder Tage, weil die Gesuchten wieder auftauchen. Meist sind es Jugendliche, die für ein paar Nächte fort sind. Die Polizei ist verpflichtet, dem Verschwinden von Jugendlichen nachzuspüren. „Bei Erwachsenen gilt das nur, wenn Gefahr für Leib und Leben zu befürchten ist“, sagt sie.

Und so ermittelt Anja Kurz die Lebensumstände der Gesuchten, spricht mit ihren unmittelbaren Kontaktpersonen und schreibt sie bundesweit zur Fahndung aus. Wenn das nicht genügt, wird das ganze Repertoire polizeilicher Möglichkeiten ausgeschöpft, bis hin zu großen Suchaktionen.

Vermisstenakte wird 30 Jahre aufbewahrt

Das führt meist zum Erfolg, gibt es doch zur Zeit nur 16 Langzeitvermisste aus Oberhausen. Der aktuellste Fall ist der eines Mittdreißigers aus Alt-Oberhausen, der im April zu einer Wandertour ins Ausland aufbrechen wollte, von der er bis heute nicht zurückkehrte. Für Anja Kurz ist das seit Juni ein Fall. Damals brachen die letzten Kontakte seiner Familie zu ihm ab: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass er in eine hilflose Lage geraten ist.“

30 Jahre wird die Vermisstenakte aufbewahrt, länger nur, wenn die Umstände es erfordern.

Ältester Fall ist demnach die damals etwa 40-jährige Oberhausenerin, die 1984 beim Urlaub mit ihrem Mann auf Mallorca abhanden kam. Und dann gibt es da noch die beiden kleinen afghanischen Jungen, die Ende der 90er Jahre kurz vor ihrer Rückkehr in ihre Heimat aus dem Friedensdorf verschwanden.

Manche Akte zu früh vernichtet

Manche Akte, räumt Anja Kurz selbstkritisch ein, wurde vielleicht vor Jahren doch zu früh vernichtet. Denn heute liefern neueste kriminaltechnische Methoden noch nach Jahrzehnten Informationen, die zur Aufklärung eines Verbrechens führen. Die Hauptkommissarin denkt da vor allem an den Fall eines kleinen Jungen, der seit den 1970er Jahren vermisst wurde. „Heute“, sagt sie, „werden deshalb von jedem Vermissten DNA-Spuren aufbewahrt, die später notfalls mit DNA aus sterblichen Überresten abgeglichen werden können.