Oberhausen. Beitrag der Ludwiggalerie zum Ausstellungs-Gemeinschaftsprojekt von zehn Ruhrgebiets-Museen. Im Kabinett hat die Künstlerin Billie Erlenkamp ein Kanal-Reisebüro installiert. Zu beiden Präsentationen gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.
Zwei Ausstellungen im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie, „Stromaufwärts“ – eine Gemeinschaftspräsentation von jungen Künstlern – sowie das „Reisebüro“ von Billie Erlenkamp, im Kabinett inszeniert, laden zur amüsant-interessanten Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Kunstwerken ein.
Die Museumslandschaft entdecken
Zehn Arbeiten von elf Kreativen mit Beziehungen zum Revier ergeben in der Panorama-Galerie Oberhausens Beitrag zur Gesamtpräsentation der Ruhr-Kunstszene, die von zehn Kunst-Museen gleichzeitig beleuchtet wird. Ein gigantisches Gemeinschaftsprojekt, das zur Entdeckung der Museumslandschaft im Ruhrgebiet verführt.
Oberhausen hat sich auf die junge Kunst spezialisiert, auf Positionen von Leuten im Alter zwischen 20 und 40. „Der Raum bietet sich für Arbeiten an, die installativen Charakter haben“, sagt Galerie-Chefin Christine Vogt. Obwohl die Arbeiten so enorm verschieden sind, ist es den beiden jungen Kuratorinnen Nina Dunkmann und Meike Allekotte doch gelungen, ein schönes Gesamtbild entstehen zu lassen. Jedes Werk wirkt für sich, dennoch ist der Raum gut gefüllt.
"Die Ausstellung muss auch von draußen gut sichtbar sein"
„Offenheit war uns wichtig, dass die Ausstellung auch von draußen gut sichtbar ist“, sagt Nina Dunkmann. „Es gibt auch Arbeiten, die extra für die Galerie entworfen worden sind.“ Dazu gehören die Boden-Installation mit Tauben und Erbsen von Monika Lioba Lang oder die Einladung der Künstlerin Rana Matloub am Gartentischchen Platz zu nehmen, den Ausblick zu genießen und sich auf hör- und sichtbare Kurzgeschichten einzulassen.
Eine Geschichte erzählt auch das Objekt des Skribble Gebibble-Duos Simon Mellnich und David Janzen. „Jemand will einen bestimmten Sound erzeugen und hat dafür über Jahrzehnte alle möglichen technischen Errungenschaften in ein Klavier eingebaut. Doch das Ziel wird nicht erreicht, bleibt Illusion.“
Farbfahnenzuschlag zur WM
„Meisterwerke der Autozeichnerei zu korrekten Preisen“ serviert Martin Gensheimer. Seine Festsetzung der Fahrzeugpreise erfolgt nach Millimetern. Zur WM allerdings gab’s einen Farbfahnenzuschlag – auch eine Art, sich über den Schwarz-Rot-Goldrausch lustig zumachen.
Überhaupt gibt’s viel Humoriges. Wenn Holger Kurt-Jäger Köpfe Prominenter auf Waschlappen präsentiert, fällt’s nicht schwer zu erraten, was er von den Porträtierten hält. Bei den meisten der Werke ist Berühren erlaubt, manche fordern den Betrachter zu Interaktionen heraus.
Nicht im "Reisebüro" herumwühlen
Nicht herumwühlen dürfen die Besucher allerdings im „Reisebüro“ von Billi Erlenkamp, obwohl es einen in den Fingern juckt, in Sachen herumzustöbern, die sie, als scheinbares Chaos auf einem Tisch im Raum drapiert hat. An der Wand prangt der Rhein-Herne-Kanal mit Erinnerungen an alte Zeiten, Witzig-Kuriosem und Dingen, die vielleicht in Zukunft stattfinden werden. „Die Installation weckt den Entdeckergeist, macht Lust, den Kanal mit anderen Augen zu sehen“, sagt Christine Vogt. Billi Erlenkamp mache gleichzeitig sichtbar, was früher mal da war, heute da ist, einmal kommen oder auch niemals eintreffen wird.