Oberhausen. Ramona Teschner bringt Herrchen und Frauchen bei, die Signale ihres Tieres zu deuten. Im St. Clemens Hospital gibt sie Tipps fürs Zusammenleben von Kind und Hund. Es dauert etwa eineinhalb Jahre, bis ein Vierbeiner komplett trainiert ist.

Bestimmend hält die dreijährige Romy die Leine fest. In ihrem kurzärmligen beige-farbenen Overall und mit den geflochtenen blonden Haaren sieht sie richtig niedlich und mädchenhaft aus; sie führt die grau-weiße Husky-Dame Suka aber ganz dominant über eine grüne Wiese. Routiniert wie eine richtig Große.

Nebenher läuft ganz brav der hellbraune Belgische Schäferhund Deluxe. Auch als plötzlich vier Pferde auf dem benachbarten Feld wie wild wiehern, bleiben Romys Gefährten vollkommen ruhig. In der Mitte der Wiese angekommen, setzt sich das selbstbewusste Mädchen unter die strahlende Sonne – und die Hunde lassen sich neben ihm nieder.

Sie trainierte das Tier eines Arztes

„Das ist reine Erziehungssache“, sagt Mama Ramona Teschner zur Situation. Sie ist Hundetrainerin und erklärt Eltern am St. Clemens Hospital, wie sie Kinder und Hunde vereinbaren können. Die Zusammenarbeit kam zustande, weil sie das Haustier von einem der Klinikärzte trainierte. „Er kam auf mich zu, weil viele werdende Eltern besorgt über das Zusammenleben von Kind und Hund sind“, sagt sie. Nun kommt die Tierliebhaberin alle drei Monate ins Krankenhaus, um Fragen zu klären und Tipps zu geben. Ansonsten trainiert die studierte Tierpsychologin Hundehalter.

Bestimmend zeigt die 29-Jährige mit dem Arm in eine Richtung. „Suka, lauf“, sagt die rothaarige Hundetrainerin mit ruhiger Stimme. Und Suka läuft. „Komm wieder“, ruft sie sie zurück. Und sie kommt umgehend wieder. „Ich bin der Chef. Und wenn ich finde, mein Hund sollte nicht spielen, dann wird er das nicht“, sagt die Frau. Bei vielen Hundehaltern sehe sie das Problem, dass sie nicht bestimmend seien: „Dann bekommt das Tier immer ein Leckerli, wenn es Platz macht. Aber das macht man mit seinem Kind doch auch nicht!“

Besser sei es, richtig mit dem Hund zu kommunizieren: „Ein Hund kommuniziert zu 95 Prozent über seine Körpersprache. Nur fünf Prozent über Laute. Man muss lernen, dem Tier richtig zuzuhören“, sagt die Expertin. Hunde würden jemanden brauchen, der sie führt. „Nur viele meiner Kunden wollen nicht an sich arbeiten. Meist sind sie aber das Problem, nicht das Tier.“ Würde sie das den Haltern erklären, packen nicht wenige ihre Sachen und gehen. „Die, die bleiben, sind am Ende aber sehr zufrieden, wenn die Beziehung richtig definiert ist.“ Etwa eineinhalb Jahre dauere es, bis ein Hund komplett trainiert ist. Einfachere Befehle habe ein Hund oft innerhalb eines Monats drauf, so die Expertin.

Mein Vater hatte Jagdhunde

Schon als Sechsjährige habe Teschner ihre Leidenschaft für den besten Freund des Menschen entdeckt. „Mein Vater hatte Jagdhunde und ich bin damit aufgewachsen. Als Kind habe ich dann auch meinen eigenen Hund bekommen.“ Nun hat sie drei. Und ein Pferd. Weil das auf dem Reiterhof Tapper in Königshardt untergebracht ist, hat es sich für die Mutter angeboten, dort auch das Hundetraining durchzuführen. Auf den Wiesen hat sie genug Platz, um Befehle zu trainieren.

Aber klappt immer alles reibungslos? „Nein, Hunde machen natürlich auch Fehler. Die muss man immer wieder ausbügeln“, so Ramona Teschner. Bei einem verzogenen Dackel musste aber auch sie kapitulieren: „Er war unglaublich eifersüchtig auf das Neugeborene seiner Herrchen und hat sogar versucht, es umzubringen“, sagt die Hundetrainerin. Das Ende: Die Familie musste sich von dem Hund trennen. „So etwas passiert, wenn der Hund zum Kindersatz wird und alles darf.“ Am besten sei es, einen Hund von Anfang an richtig zu erziehen. Und natürlich auch das Kind, mit dem er zusammenlebt, sagt Teschner. „Das ist aber viel schwieriger als beim Hund.“