Oberhausen. . Die Impfquote bei Diphtherie, Tetanus und Polio liegt über dem Landesschnitt. Nachholbedarf in Oberhausen gibt es dagegen beim Windpocken-Schutz. Anke Backer, leitende Kinderärztin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Oberhausen, präferiert eine Aufklärung der Eltern statt einer Impfpflicht.

Oberhausener Erstklässler sind gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln ausreichend geimpft. Die Durchimpfungsraten für Diphtherie (96 Prozent), Tetanus (96,1 Prozent) und Polio (94,9 Prozent) liegen teilweise knapp über dem Landesschnitt, wie aus einer Studie des Robert-Koch-Institutes (RKI) hervorgeht, die auf der jährlichen Schuleingangsuntersuchung von Erstklässlern basiert. Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland derzeit nicht, doch gibt die Ständige Impfkommission (STIKO) im RKI regelmäßig Impfempfehlungen aus, die laufend aktualisiert werden.

Kinderärzte setzen auf Gespräche

In Oberhausen nahmen 1700 Kinder an der Untersuchung teil, von denen 94,1 Prozent über einen Impfausweis verfügten. Leichten Nachholbedarf gibt es offenbar bei der Varizellen-Impfung, die gegen Windpocken schützen soll. Hier liegt die Rate für die erste Durchimpfung bei 89,4 Prozent und bei der Auffrischung nach vier Jahren bei 77,4 Prozent.

Früherkennung

Wie in den meisten Bundesländern werden die Schuleingangsuntersuchungen in Nordrhein-Westfalen von den kommunalen Gesundheitsämtern koordiniert.

Bei dieser Untersuchung werden vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen und kinderärztliche Früherkennungsuntersuchungen dokumentiert und die Erstklässler untersucht.

„Das sind insgesamt gute Zahlen“, sagt Anke Backer, leitende Kinderärztin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Oberhausen. „Das ist auch unseren Kinderärzten in Oberhausen zu verdanken, die die Eltern hervorragend betreuen und aufklären.“ Die Zahlen sind für Backer eine Bestätigung, dass eine Kultur der Aufklärung über die gesundheitliche Notwendigkeit von Impfungen offenbar eine vernünftige Alternative zur Impfpflicht darstellt: „Ich halte diesen Weg für sinnvoller als Eltern regelrecht zu zwingen, ihre Kinder impfen zu lassen. Das sollte jedem selbst überlassen bleiben.“

Impfschäden sind unwahrscheinlich

Die Wahrscheinlichkeit eines Impfschadens sei vergleichsweise gering, so Backer. „Ausschließen kann man das natürlich nie, aber das Risiko einer Infektion ist deutlich höher als das eines Impfschadens“, erklärt die Kinderärztin.

Viel Unwissenheit herrsche dagegen beim Thema Masern: „Die Masern gelten als Kinderkrankheit und werden leider noch immer verharmlost. Dann heißt es oft: Die hatten wir doch alle mal“, so Backer weiter. Doch der Virus sei nicht zu unterschätzen, da auch im Erwachsenenalter noch Spätfolgen wie die sogenannte Komplikation SSPE drohten. „Das kann sehr gefährlich werden und zu einem fortschreitenden Gehirnabbau führen“, erläutert Backer und appelliert an die Eltern: „Wir alle profitieren davon, dass unsere Kinder gut geimpft sind. Das ist auch eine Frage der Generationenverantwortung.“