Oberhausen. . Die internationale Jugendbegegnung „Multi“ läutet das Wochenende mit dem sogenannten „ernsten Tag“ ein. Im Zentrum Altenberg herrscht großer Andrang. Die Fragen sind vielfältig: Wer hat Angst vor Homosexualität? Wie sehr zerstören Drogen unser Leben? Wie fühlen Flüchtlinge?
Was ist den Jugendlichen von heute wichtig? Wie politisch ist die Jugend der Welt? Die „Multi“ mit ihren 170 aus 17 Ländern angereisten Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren nutzt die Chance an ihrem „ernsten Tag“, wie es die Verantwortlichen nennen: Beim „Move“-Tag am gestrigen Freitag im Zentrum Altenberg geht es um die politische Teilhabe – und hier scheut man auch vor den in manchen Heimatländern der „Multi“-Gäste äußerst sensiblen Themen nicht zurück: Asyl, Burn out, Drogen, Homophobie, Umwelt, Integration und Mobbing.
So füllen die Jugendlichen am Eingang je ein eigenes Reagenzglas mit unterschiedlich farbigem Sand: Jede Farbe steht für ein politisches Thema – grün für die Umwelt, rot für die liberale Liebe. Je größer der Anteil im Reagenzglas des Jugendlichen, desto wichtiger das Thema für ihn persönlich.
Kein Platz mehr im Altenberg-Saal
Die Jugendlichen sitzen im Veranstaltungsraum auf dem Boden. Für sperrige Stühle ist in dem Saal auch kein Platz mehr – der Andrang ist groß. Das Interesse an politischen Themen der „Multi“-Jugendlichen ist größer, als so mancher sonst über die Jugend von heute denkt.
Eröffnung im Ebertbad
„Wir sind zufrieden mit der Teilnahme. Man sieht ja, nur lange Schlangen vor den Workshops“, sagt Melanie Weyer, verantwortlich für den „Move“-Tag. Auch vor dem Friedensdorfzelt im Innenhof des Zentrum Altenberg bildet sich eine Traube. Hier können die Jugendlichen im Rollstuhl ausprobieren, mit welchen Herausforderungen behinderte Menschen zu kämpfen haben.
Im Umwelt-Zelt wird nach den Polkappen über die nachhaltige Produktion von Kleidung gesprochen – durchaus kritisch gegenüber einzelnen Unternehmen wie etwa dem Sportartikelhersteller Adidas. Ein Mädchen versteckt daraufhin halb spaßhaft, halb ernsthaft ihre Schuhe mit den drei diagonalen Streifen unter der Bierbank.
Regenbogen im Reagenzglas
Jakub (16) interessiert sich nicht so sehr für Umweltthemen, er beschäftigt sich mit internationalen Krisen. Der Pole liest viel zu den Konflikten im Gaza-Streifen, in der Ukraine und in Syrien. Das beschäftigt auch seinen Freund Jecek: „Er kennt sich wirklich gut aus. Aber wir reden nicht oft über diese Krisen – das macht einfach nur traurig.“
Um die Lage von Flüchtlingen an Grenzen nachvollziehbar zu machen, spielen Multi-Helfer Grenzwächter – und versuchen, die anstürmenden „Multi“-Jugendlichen aufzuhalten und zu fangen. Auf ein Backsteinwand-Foto schreibt nachher einer mit Filzstift die krakelige Botschaft: „Ich kann verstehen, wie die Flüchtlinge sich fühlen müssen.“ Andere malen Friedenszeichen auf die Fotos.
Mittlerweile ist am Eingang die Wand mit den Reagenzgläsern gut gefüllt. Die meisten Behälter sind wild gemischte Regenbogen: So unterschiedlich wie die Teilnehmer und Kulturen sind auch die Einschätzungen über die Wichtigkeit der verschiedenen Polit-Themen.
