Oberhausen. Die sechste Etappe unserer Sommer-Fahrradtour entlang der Stadtgrenze Oberhausens führt vom Theater an der Niebu(h)rg zum Ruhrpark in Alstaden. An der Ruhr trifft man Radler, Jogger, Hundebesitzer und Spaziergänger. Kühe und Schwäne sind ebenfalls zu sehen. Und der Ruhrtalradweg führt hier entlang.
Julia van Donzel fährt ebenso gern Rad wie wir. Die Marketing-Mitarbeiterin vom Theater an der Niebu(h)rg radelt jeden Tag aus Duisburg zur Arbeit – 8,9 Kilometer, eine Strecke. Nun sitzt sie am Schreibtisch im Gebäude der ehemaligen Zeche Concordia und spricht mit Leidenschaft über die neuen Produktionen des Theaters. Am 15. und 16. August wird die Show „Toast Hawaii“ mit Schlagern der 50er und 60er Jahre Open Air in der Dubois-Arena in Essen-Borbeck aufgeführt. „Es gibt noch Karten“, so Julia van Donzel.
Am 29. und 30. August schließen sich „Die bunten Niebu(h)rger Nächte“ an, zwei Abende mit viel Programm und einem Nachtmarkt. Draußen vor der Tür steht ein Bus, der für die Uraufführung „Sommer der Liebe“ im September in ein buntes Hippie-Gefährt verwandelt werden soll. Wahrscheinlich mit vielen bunten Blumen...
Theater an der Niebu(h)rg hat zwei Telefonnummern
Das Theater von Holger Hagemeyer liegt genau an der Stadtgrenze. „Wir haben eine Oberhausener und eine Duisburger Telefonnummer“, sagt Julia van Donzel. „Beide werden aber auf dasselbe Telefon weitergeleitet.“ Und wenn mal wieder ein Schlagloch auf der Straße ist, rätseln die Mitarbeiter, wo man nun am besten anruft – in Duisburg oder in Oberhausen?
Die Schlaglöcher spüren wir sofort, als wir das ehemalige Zechengelände verlassen. Am Ende der Niebuhrstraße geht es rechts herum auf die Obermeidericher Straße, bereits Duisburger Gebiet. Das ändert sich aber schon vor der Autobahnunterführung wieder, dort fahren wir links in den Blettgensweg, dann wieder links in den Neuen Weg. Hier in Alstaden, dem südlichsten Oberhausener Stadtteil, ist die Ruhr ganz nah.
Auf dem Ruhrtalradweg weiter bis Duisburg
Das bezeugt auch der Name der nächsten Straße – Ruhrstraße –, in die es nach rechts weitergeht. Ein Landschaftsschutzgebiet beginnt, die Bebauung hört auf, das Naturerlebnis fängt an. Der Weg stößt nach kurzer Zeit auf den Ruhrtalradweg. Eine große Tafel, leider ziemlich mit Graffitis verunstaltet, erklärt, dass hier exakt 221 Kilometer des 230 Kilometer langen Weges von Winterberg nach Duisburg hinter dem Radwanderer liegen. Der aktuelle Standort: 31 Meter über Normalnull.
230 Kilometer von Winterberg bis nach Duisburg
Den Ruhrtalradweg gibt es seit 2006. Es ist ein 230 Kilometer langer Radweg entlang der Ruhr von der Quelle am Ruhrkopf bei Winterberg bis zur Mündung bei Duisburg-Ruhrort.
Die Höhendifferenz des Ruhrtalradwegs beträgt 621 Höhenmeter. Der ADFC hat die Strecke mit vier von fünf Sternen zertifiziert. Die Route deckt sich teilweise mit den Radwegen Kaiser-Route und Rundkurs Ruhrgebiet sowie dem Ruhrhöhenweg des Sauerländischen Gebirgsvereins.
Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Fluss. Das Haus des Paddelvereins Wasserbummler 1932 e.V. liegt idyllisch in der ersten Reihe, und wer hier an der Straße Am Ruhrufer wohnt, hat zumindest vom obersten Stockwerk einen wunderbaren Ausblick. An der Ruhr spazieren gerade vier Frauen mit ihren Hunden entlang, die Tiere rennen und balgen, sie holen Stöckchen und nehmen zwischendurch, wenn sie die Schwäne verjagt haben, einen Schluck aus dem Fluss. Auf dem Deich schreitet eine Frau mit Walking-Stöcken aus, zwei Jogger überholen sie, schwer atmend, sie laufen ein hohes Tempo.
In der Nähe der Eisenbahnunterführung machen gerade Erika und Wolfgang Eichler Pause. Das Ehepaar aus Neumünster in Schleswig-Holstein verbringt zehn Urlaubstage auf einem Campingplatz in Hattingen. „Unsere Tochter wohnt in Witten“, erzählt Wolfgang Eichler. „Wir fahren gern mit dem Rad an Flüssen entlang.“ Sie sind schon von Hattingen nach Essen-Kettwig geradelt, eine Tour ins sauerländische Fröndenberg steht auch noch an.
Kritik an versteckten Schildern des Ruhrtalwegs
Heute haben die beiden ihr Auto in Mülheim geparkt, um den Ruhrtalradweg bis Duisburg abzufahren. Sie kritisieren, dass der Weg nicht immer gut ausgeschildert ist. „Ich habe den Eindruck, die, die hier wohnen, kennen sich aus, aber man selbst muss suchen“, so Wolfgang Eichler. Er und seine Frau haben im übrigen ziemlich schnell festgestellt, was eine Eigenheit des Ruhrgebiets ist: „Man weiß gar nicht, wo die eine Stadt anfängt und die andere aufhört.“
Hier in Alstaden jedenfalls, da hört Oberhausen auf. Der Ruhrpark gleich hinter der Eisenbahnunterführung ist so ziemlich der südlichste Punkt der Stadt. Über die Ruhr hinüber kommt man hier allerdings nicht. Im 19. Jahrhundert, ja, da setzte der Fährmann für zwei Pfennige Personen von Alstaden nach Mülheim über. Ziemlich lange her...