Oberhausen. . Die vierte Etappe unserer Sommer-Fahrradtour entlang der Stadtgrenze Oberhausens führt vom Friedensdorf über Barmingholten zum Kastell Holten. An der Hühnerheide lebt der Stadtförster, in Barmingholten rauschen die Güterzüge vorbei, und die HOAG-Trasse liegt auch auf dem Weg.
Nun geht es nach Süden. Über die Rua Hiroshima hinaus aus dem Friedensdorf und links die Hünenbergstraße entlang. Hinter dem Kreisverkehr rauscht die A3 – trotz Schallschutzwand. Nun noch unter der Autobahn hindurch, dann beginnt Dinslaken. Stadtgrenze! Wir biegen scharf links ab und kommen auf einen schmalen Waldweg (Zum Steinacker), der direkt an der Wand der A3 Richtung Hühnerheide führt. Am Ende geht’s rechts herum, hier steht das Forsthaus Ravenhorst. Ein Geweih hängt über der Garage, und der Hühnerstall heißt „Hühner-Lounge“. Stadtförster Jürgen Halm lebt und arbeitet hier.
Gleich daneben ist die Waldschule der Kreisjägerschaft Oberhausen. Kinder können hier Bäume, Pflanzen und Tiere des Waldes erforschen. Jäger Jürgen Hümme nimmt Anmeldungen von Kindergärten und Grundschulen entgegen. „Pro Jahr haben wir 600 bis 700 Kinder hier“, sagt er. In den Sommerferien wird eine alte Hütte auf dem Gelände abgerissen, die Kreisjägerschaft hat zwei neue Container für die Besucher der Waldschule spendiert. Ab dem 4. August gibt es hier eine Woche lang Ferienspiele für Neun- bis Zwölfjährige. „Anmeldungen beim Action-Guide sind noch möglich“, sagt Jürgen Hümme.
Schmachtendorf ist ein lebenswerter Stadtteil
Gerade kommt Renate de Koster mit ihrer Hündin Sara vorbei – ein neugieriger Labradoodle. Die beiden sind eine große Runde durch den Wald gegangen. „Schmachtendorf ist sehr lebenswert“, findet die Oberhausenerin. An der Brinkstraße erreichen wir wieder Dinslakener Gebiet, die Straße ist laut, wir biegen links ab, glücklicherweise öffnet sich kurze Zeit später links ein kleiner Kiesweg, in den wir abbiegen können. Der Weg wird zur Jägerstraße, wir radeln geradewegs in den Verkaufsstand von Paolo Salamone. Gut gelaunt verkauft er Erdbeeren, das Kilo für 4,80 Euro, den Korb („gut zwei Kilo!“) für 9,50 Euro. Die Beeren stammen vom Hof Umberg in Bottrop-Kirchhellen. Auch Kirschen, Himbeeren, Brombeeren und Pflaumen liegen an seinem Stand.
Paolo Salamone ist Bottroper. Und Schalke-Fan, wie sein T-Shirt verrät. Was ihn mit Oberhausen verbindet? „Als Kind war ich mal im RWO-Stadion“, erinnert er sich. „Und im Centro bin ich oft zum Einkaufen.“ Lange wird er hier an der Stadtgrenze nicht mehr bleiben, die Erdbeersaison neigt sich dem Ende zu. „Am Anfang, ja, da hab’ ich 150 Körbe am Tag verkauft“, sagt Paolo Salamone. Jetzt halten die Kunden nur noch vereinzelt.
Dreiländereck an der Bahnschranke Barmingholten
An der Sterkrader Straße schließen sich gerade die automatischen Schranken. Ein Güterzug naht. „Das ist hier ziemlich oft der Fall. Aber man gewöhnt sich dran“, sagt Martina Blazek. Die Floristin betreibt in Sichtweite des Bahnübergangs die „Blumenwerkstatt“. „Das ist hier ein richtiges Dreiländereck“, sagt sie. „Fast 50 Prozent meiner Kunden kommen aus Duisburg.“ Früher war die „Blumenwerkstatt“ eine Gaststätte, heute verkauft Martina Blazek hier nicht nur Blumen, sondern auch Selbstgestricktes und –genähtes sowie Geschenkartikel und Second-Hand-Ware.
Besonders gut läuft das angeschlossene Café, dort feiern die Nachbarn Geburtstage, auch der Schützenverein trifft sich hier. Die Dinslakener Pächterin selbst kauft viel in Oberhausen ein, „vor allem an der Graßhofstraße in Barmingholten oder in Schmachtendorf“.
Die HOAG-Trasse kreuzt die Straße
In die Graßhofstraße zieht es uns auch, sie führt geradewegs entlang der Stadtgrenze nach Süden. Ein kleines Geschäftszentrum liegt am Weg: ein Supermarkt, ein Optiker, eine Lotto-Annahmestelle, ein Getränkemarkt, eine Trattoria. Wir lassen das Klärwerk rechts liegen und radeln weiter, bis die HOAG-Trasse die Straße kreuzt.
Hier sitzt ein älterer Radfahrer auf der Bank, er trinkt gerade einen Schluck Mineralwasser. „Ich weiß noch, wie hier die Zechenbahn gefahren ist“, sagt er. „Heute fahre ich hier tagtäglich mit dem Rad. Die Ruhe gefällt mir!“ Seinen Namen will er nicht sagen, nur dass er vor 38 Jahren aus der Türkei nach Buschhausen gezogen ist. Er steckt die Flasche ein und winkt zum Abschied.
Reiter wünschen sich mehr offizielle Reitwege
Etwas später kreuzen zwei Pferde und ihre Reiterinnen unseren Weg. Petra und ihre Freundin Yvonne verraten uns, dass es Lewitzer Ponys sind. Sie führen die beiden die Straße entlang, denn an der Emscher dürfen sie nicht reiten. „Es gibt leider nur einen offiziellen Reitweg in Oberhausen, und der liegt am Rotbach“, beklagt Petra. „Er ist wunderschön, aber leider für uns zu weit.“ Eine Alternative ist der Duisburger Mattlerbusch. Um mehr Reitwege zu bekommen, müssten die Oberhausener Reitervereine mehr Druck machen, findet Petra.
An der Sassenstraße verlassen wir die HOAG-Trasse, unten geht es rechts weiter. Am Weg liegt der Sassenhof, ein Bauernhof, der seit 1861 von der Familie Oberscheid bewirtschaftet wird. An der Dinslakener Straße biegen wir links und sofort danach wieder links in den Elsenbruch ab. Nun sind es nur noch ein paar Meter durch den Park, und das Kastell Holten liegt vor uns.