Oberhausen. . Die dritte Etappe unserer Sommer-Fahrradtour entlang der Stadtgrenze Oberhausens führt von der Grafenmühle zum Friedensdorf. Der Trubel am Motorradtreff wird schnell von der Ruhe am Rande des Hiesfelder Waldes abgelöst. Hier im Oberhausener Norden prägen Getreidefelder und Wiesen das Bild.
Rotbachtreff – so heißt der berühmte Motorradtreff an der Grafenmühle. Hunderte Biker stoppen in der Saison hier am Tag. Ganz in der Nähe serviert Kellnerin Josephine Biesgen im Biergarten von „Woodpecker’s“ Pils und Weizen. „Zu uns kommen viele Fahrrad- und Motorradfahrer“, erzählt die 21-Jährige. „Das Publikum ist hier ziemlich gemischt – vom Rocker bis zur Familie, die Mischung ist ganz witzig.“ Bei schlechtem Wetter ist hier allerdings weniger los, die Grafenmühle ist gerade für die Motorradfahrer ein typischer Schönwetter-Treffpunkt.
Unser Zweirad kommt dagegen ohne Motor aus, wir kreuzen zum Start die Straße Zur Grafenmühle, ein Fachwerkhaus mit prachtvoll blühenden Stockrosen davor liegt am Wegesrand. Links über den Parkplatz führt der Weg über den Alten Postweg in den Wald. Hier nehmen wir den linken Weg Richtung Rotbachtal. Der leise vor sich hin plätschernde Bach bildet hier oben im Norden Oberhausens die Stadtgrenze. Zu sehen ist er nicht, üppige Farne und Felder von grünen Kleeblättern überwuchern den Boden.
Sogar der Eisvogel lebt hier
Jochen Stemplewski, Chef des Lippeverbandes, hat den Rotbach „eins der schönsten und ökologisch wertvollsten Gewässer unserer Region“ genannt. Hier im naturnahen Oberlauf gibt es eine besondere Artenvielfalt mit teils gefährdeten Arten von Wasserinsekten und Fischen. Sogar der Eisvogel lebt hier.
Die Fahrradroute „Rotbach-Weg“ führt von der Grafenmühle 20 Kilometer bis zum Rhein. Holzschilder weisen hier im Wald den Weg. Es sind einige Kilometer, die man auf diesem Weg zurücklegt. Zwei Reiter traben vorbei, die Vögel liefern sich gerade wieder einen Wettbewerb, wer am lautesten zwitschert.
Hinter der Schranke lohnt sich ein kurzer Abstecher nach links in den Hiesfelder Wald. Hier kommt man nach etwa 100 Metern zu einer Holzbrücke, an der der Schwarze Bach in den Rotbach mündet. Die Namensgebung ist logisch: Das Wasser des Schwarzen Baches kommt aus den moorigen Gebieten der Kirchheller Heide, der Rotbach dagegen wird aus eisenhaltigem Untergrund gespeist, unter anderem aus dem Hiesfelder Wald.
Oberhausener Nordgrenze - kaum ÖPNV-Aktivität
Wieder zurück auf dem Hauptweg gelangt man nach ein paar Minuten zum Biergarten „Waldesruh“. Über 40 Fahrradständer vor der Tür sprechen eine deutliche Sprache – ein Radlertreff. Der Kellner dagegen hat die Rotbach-Radstrecke noch nicht ausprobiert – „zu viel Arbeit hier“.
Wir biegen links ab in die Schlägerheide und erreichen über die Borbruchstraße die Franzosenstraße. Um möglichst dicht an der Stadtgrenze weiterzufahren, biegen wir rechts ab, hinter dem Oberhausener Ortsausgangsschild links und dann wieder links in die Fortstraße. Hier ist Oberhausen so richtig ländlich, das Getreide steht auf den Feldern, in der Ferne grüßt der Wald. An der Hünenbergstraße fährt der Bus dagegen schon wieder, mit der Linie 954 kommt man von hier bis zum Sea Life. Okay, nur einmal in der Stunde... Es scheint, als sei das nördliche Oberhausener Ende ÖPNV-mäßig ein wenig abgeschnitten vom Rest der Stadt.
Radweg ist 19,8 Kilometer lang
Der 2013 eröffnete „Rotbach-Weg“ tritt an die Stelle der früheren „Rotbach-Route“. Der Radweg ist 19,8 Kilometer lang und führt von Bottrop-Grafenmühle bis nach Voerde durch eine abwechslungsreiche Landschaft.
Das Kartenset „Vier Flüsse zum Erleben“ (Radwanderkarte plus Begleitheft) gibt es für 7,90 Euro im Buchhandel.
Wir biegen rechts auf die Hünenbergstraße ab und radeln ein kurzes Stück bis zur Rua Hiroshima. Die Kleidercontainer mit den bunten Kinderbildern weisen hier den Weg zum Friedensdorf. Auf dem Gelände mit den vielen verschiedenen Häusern ist es erstaunlich ruhig, keine Kinder auf dem Spielplatz, keine Kicker auf dem Sportplatz. „Es ist Essenszeit“, erklärt Carmen Pizzini, die stellvertretende Heimleiterin, die Ruhe. Die Mädchen und Jungen sitzen im Speisesaal, es gibt Salat, Fisch mit Kartoffeln und Kräuterquark, zum Nachtisch Obst.
Anmeldung für Sponsorenlauf
Rund 170 Kinder leben in diesen Tagen im Friedensdorf, Carmen Pizzini zählt ihre Heimatländer auf: „Angola, Afghanistan, Tadschikistan, Georgien, Gambia, Nigeria, Kirgistan.“ Wenn man sich als Radler oder sonstiger Besucher hier vorher telefonisch angemeldet habe (02064/49740), bekomme man sogar einen geführten Dorfrundgang, sagt sie. „Wir gehen dabei allerdings nicht in die Bereiche, in denen die Kinder leben. Das ist ihre Privatsphäre.“
Am 30. August ist hier wieder der Kinder-Friedenslauf. Die Teilnehmer suchen sich Sponsoren und laufen gegen Geld fünf oder zehn Kilometer. „Besonders schön ist immer der Start unserer Friedendorf-Kinder“, sagt Carmen Pizzini. Über viele Anmeldungen freut sie sich. Gut, dann müssen wir am 30. August vielleicht noch mal wiederkommen...