Oberhausen. Das Niemandsland zwischen Oberhausen, Mülheim und Duisburg haben Badefreunde entdeckt, um abseits überlaufener Freibäder und Seen Abkühlung zu suchen. Aber Vorsicht: Der Große Bärenklau, der für Verbrennungen auf der Haut bekannt ist, gewährt nur an einigen Stellen am Ufer Zugang zum Wasser.
Die meisten Menschen kennen die Ruhraue im Niemandsland zwischen Oberhausen, Mülheim und Duisburg nur von der Autobahn oder aus dem Zug-Fenster. Folglich ist sie ein Geheim-Tipp für Badefreunde. Und so haben denn am Samstag bei 34 Grad Hitze einige hierher gefunden, um einen sonnigen Tag am Wasser zu genießen.
Mehrere Badefreunde reagieren allerdings gereizt auf das Reporter-Team. Sie fühlen sich beobachtet oder befürchten vielleicht, gegen ein Badeverbot hier zu verstoßen. Aber Verbotsschilder sucht man am Abgang vom Ruhrdeich in Höhe der Schifferstraße vergebens. Die zahlreichen mannshohen Stauden vom Riesen-Bärenklau, dessen Berühren zu schmerzhaften Hautverbrennungen führen kann, lassen aber ohnehin nur an wenigen Stellen den Zugang zum Wasser zu.
Schlauchboot wird ausprobiert
Wer ihn gefunden hat, kann ein malerisches Ambiente genießen: die bunt blühenden Wiesen, die Grünlandschaft, so weit das Auge reicht, und eine seicht dahinfließende, leise plätschernde Ruhr, an der auch bei dieser Hitze ein Lüftchen weht. Nur Schatten sucht man hier vergebens. Dazu muss man sich schon unter die Eisenbahnbrücke flüchten, wo man freilich auf Steinen lagert und das Vorbeidonnern der Züge hinnehmen muss.
So einen Zugang haben zwei Ehepaare aus Alstaden, eines mit und eines ohne Kind, gefunden. Während die Männer mit dem Kind im Wasser sind, um das neue Schlauchboot auszuprobieren, bewachen die beiden Frauen, 45 und 42 Jahre alt, den Grill. Drei Klappstühle sind aufgebaut. Auf dem Rost schmoren Zucchinischeiben, Grillfleisch und Würstchen. In ihren Kühltaschen haben die beiden Familien noch andere Leckereien mitgebracht. „Wir nehmen auch alles wieder mit“, sagt eine der Frauen. Auch ihr scheint der Reporter nicht ganz geheuer zu sein. Aber schon am vorigen Wochenende hätten sie sich zum Baden verabredet. Endlich sei die Gelegenheit da, das vor einigen Wochen günstig erstandene Schlauchboot auszuprobieren. Die jüngere der beiden Frauen schichtet das Grillgut um. Dann erfreuen sich beide an einer Entenmutter mit ihren fünf Jungen.
Keine hübschen Mädchen zum Anbaggern
Dirk Poll (44) aus Alstaden ist mit seiner sechsköpfigen Familie öfter hier. Ein Kumpel von der Arbeit hat ihm die Stelle gezeigt. Ehefrau Katrin (29) hockt unter einem halbkreisförmigen Sonnenschutz. Nebenan stehen Bollerwagen und Kinderwagen. „So ein Wetter“, sagt er, „das muss man ausnutzen.“ „Das Wasser ist von der Qualität her so gut wie im Freibad“, schwärmt er. „Man kann bis auf den Grund sehen.“ Jetzt, am Nachmittag, sei die Hitze etwas erträglicher. Außerdem könne man ja jederzeit im Wasser abkühlen. Nach kurzer Gewöhnung sei das sehr erfrischend. Indessen kommt Sohn Leon (9) gelaufen und weist seinen Vater darauf hin, dass das Wasser weiter westlich wärmer sei. „Beim Öffnen der Schleusen fließt halt immer wieder kühleres Wasser zu“, sagt Dirk Poll. Letztes Jahr sei das Ufer komplett gemäht worden, da sei hier viel mehr los gewesen. Die, die jetzt noch kämen, würden sich alle kennen.
Ein paar Meter flussabwärts haben sich zwei Männer, 36 und 35 Jahre alt, neben einem betonierten Zulauf niedergelassen. „Wir haben gerade Steine zum Grillen aus dem Wasser geholt“, berichtet der eine von ihnen. „Im Freibad, da wird man ja an so einem Tag totgetreten.“ Und zur Not könne man sich in Richtung Deichböschung zurückziehen. Nur ein paar hübsche Mädchen zum Anbaggern vermissen die beiden hier.