Oberhausen. Adi Späh rückt Libelle, Spinne und Co. mit der Linse extrem nah auf die Pelle. Fantastische Bilder sind der Lohn einer fünfjährigen Pirsch auf dem Gelände rund um Haus Ripshorst. Die fantastische Insekten-Schau ist bis zum 24. August auf der Empore im Informationszentrum zu sehen.
„Das Grauen im Liguster“ – der Titel der Ausstellung ist Programm. „Klingt eher nach einem Tatort“, befand denn auch Horst Fischer, Teamleiter beim Regionalverband Ruhr bei der Vernissage zur Präsentation in Haus Ripshorst. Und in der Tat: Was Fotograf Adi Späh da in der Botanik im Gehölzgarten mit der Kamera mit Makroobjektiv eingefangen hat, hat mit Räuberei und Tötungsdelikten zu tun. Fressen und gefressen werden gehört im Kosmos von winzigen Insekten und Käfern ebenso zum Alltag wie die Paarung.
Extrem vergrößert erscheinen dem Betrachter Habichtsfliege, Heuschrecke, Skorpionsfliege, Libelle, Kürbisspinne, Raupe, Falter, Rüsselkäfer und Co. jedoch höchst ästhetisch in voller Farbenpracht und Schönheit. Wie ist es nur möglich, dass Adi Späh sie fand und vor allem, dass es ihm gelang, mit der Linse wenige Zentimeter an sie heranzurücken, ohne dass sie sich einfach davonmachten? Dafür, sagt er, brauche er enorme Ausdauer. Und vier Dinge: „die Kamera und drei Mal Geduld. Außerdem sei der Zufall entscheidend.
Ausstellung mit 50 Bildern
Fünf bis sechs Stunden in der Botanik garantiere ihm höchstens vier verwertbare Aufnahmen. Die Ausstellung mit 50 auserwählten, wunderschönen Bildern ist das Ergebnis von fünf Jahren Arbeit.
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, erfolgreich zu sein. Entweder die Tiere beim Fressen zu erwischen oder eben bei der Paarung.“
Keineswegs als Biologe, sondern als Ästhet geht Späh ans Werk. Erst, wenn er die Exemplare seiner Begierde erwischt hat, macht er sich auf die Suche nach ihren Namen. 30 von etwa 50 verschiedenen Insektenarten hat er mit Sicherheit herausgefunden. Auch ihr Verhalten interessiert ihn dann. Doch wenn er seine Aufnahmen beschreibt, macht er das ziemlich locker und für den Nicht-Experten gut nachvollziehbar: „Hier, schauen Sie mal die Habichtsfliege, tötet und pflanzt sich fort zugleich!“ Oder: „Die Libelle gerät ins Netz der Kreuzspinne und wird zum lebendigen Kühlschrank.“
Ausstellung ist zweiter Teil einer Trilogie
Spähs Ausstellung mit den 50 mal 40 sowie 15 mal 20 Zentimeter großen Fotografien ist der zweite Teil einer Trilogie. Teil eins waren „Colours in the Dark“, Blüten vor dunklem Hintergrund, Teil drei werden „Knospen, Blätter und Co.“.
Die fantastische Insekten-Schau ist bis zum 24. August auf der Empore im Informationszentrum Landschaftspark Haus Ripshorst zu sehen. Es ist geplant, die Schönsten der Schönen in einem Fotoband zusammenzustellen.
Wenn Späh über seine Geduldarbeit redet, zitiert er gerne Henry Miller, der sagte, dass eine Sache in dem Augenblick, in dem man ihr die volle Aufmerksamkeit schenke, zu einem Kosmos werde. Spähs Kosmos ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.