Oberhausen. . Die finanzielle Ausstattung der Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Oberhausen ist eng bemessen. „Die Stadt streckt sich enorm“, sagt der Jugendreferent der evangelischen Kirche Hennes Rother. Er betont die gute Zusammenarbeit aller freien Träger in Oberhausen.

Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Oberhausen gehen finanziell auf dem Zahnfleisch. „Meiner Ansicht nach kann man sogar von einem Mangelmodell sprechen“, erklärt Hennes Rother, Jugendreferent der evangelischen Kirche in der Stadt. „Auch der offene Ganztag ist dramatisch unterfinanziert.“ Im Vorfeld der heute beginnenden Kreissynode gab Rother im NRZ-Gespräch Einblick in die Schwierigkeiten, aber auch die Perspektiven der Kinder- und Jugendarbeit in Oberhausen.

Zuschuss an die Träger erhöht

„Die Stadt streckt sich enorm, trotz des engen finanziellen Spielraumes macht sie viele Maßnahmen möglich“, möchte Rother seine Kritik nicht falsch verstanden wissen. „Erst zuletzt wurde der städtische Zuschuss an die freien Träger von jährlich 760.000 Euro auf rund 1,1 Millionen Euro erhöht.“ So erhalten die evangelischen Einrichtungen etwa nun 287.000 Euro für ihre Jugendarbeit – vorher waren es noch 180.000 Euro.

„Wir sind zudem in Verhandlungen mit der Stadt, die finanzielle Unterstützung weiter hochzufahren“, so Rother. Das sei dringend notwendig, da die Erträge aus der Kirchensteuer immer geringer ausfallen würden. „Wenn diese Mittel zugesichert werden, könnten die bestehenden Einrichtungen gehalten, vielleicht sogar ausgebaut werden.“ Doch reiche dies nicht aus. „Oberhausen alleine kann dies jedoch nicht leisten, es braucht Unterstützung seitens des Landes, um die Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt langfristig zu sichern.“

18 Vollzeitstellen

Die evangelische Kirche ist nach eigenen Angaben der größte Träger der Kinder- und Jugendarbeit in dieser Stadt.

19 kleine, mittlere und große Stationäre Einrichtungen unterhält sie. Dazu kommen zwei mobile Einrichtungen der aufsuchenden Sozialarbeit, die „Flotte Lotte“ und „manni“.

24 Pädagogen, die sich auf insgesamt 18 Vollzeitstellen verteilen, sind in der Kinder- und Jugendarbeit beschäftigt.

Unterstützt werden diese von einem großen Stamm ehrenamtlicher Mitarbeiter – 300 bis 400 Jugendliche und junge Erwachsene sind als Betreuer in den Einrichtungen im Einsatz.

Hausaufgabenbetreuung und Spielangebote

Denn dieses Engagement würde dringend gebraucht. „Wir bieten den jungen Oberhausenern in unseren Einrichtungen einen Ort der Begegnung, wir wollen die Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten.“ Darum ist das Angebot der freien Träger breit aufgestellt – es reicht von der Hausaufgabenbetreuung, über Veranstaltungen zur politischen Bildung bis zu Spielangeboten.

„Wichtig ist uns zudem, den Kindern und Jugendlichen, deren Eltern nicht viel Geld zur Verfügung haben, eine vernünftige Freizeitgestaltung zu ermöglichen – im besten Fall sogar kostenlos“, so Rother. Dafür gibt es etwa im Bereich der evangelischen Kirche zwei Freizeithäuser in den Niederlanden. „Hier ermöglichen wir auch jungen Müttern einen kleinen Urlaub. Zudem kooperieren wir mit Schulen, damit es günstige Klassenfahrten geben kann“, erklärt der Jugendreferent.

„Man muss betonen, dass alle sozialen Akteure sehr gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Es spielt gar keine Rolle, ob es sich nun um katholische Einrichtungen wie die Caritas oder die Kurbel handelt oder etwa die Ruhrwerkstatt, alle ziehen an einem Strang.“

Lücke im Angebot füllen

Eine Lücke weist das Angebot dennoch auf. „Bisher gibt es in Oberhausen keine Anlaufstelle für Jugendliche, die Fragen zur ihrer Sexualität haben.“ Darum soll nun eine Kontaktstelle für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle, kurz LSBTTI, eingerichtet werden.

„Erste Ideen sind Anfang des Jahres in einem Konzept zusammengefasst und dem Landschaftsverband Rheinland zugeschickt worden.“ Vom LVR erhofft sich Rother nun eine Anschubfinanzierung. „Unseres Wissens wäre das dann bundesweit die erste Stelle dieser Art, welche in Trägerschaft der evangelischen Kirche ist.“ Sollte die Finanzierung zugesichert werden, könnte im nächsten Jahr die Umsetzung erfolgen.