Oberhausen. . Neun von zehn Stationen sind bereits barrierefrei. Damit ist Oberhausen den Nachbarstädten, etwa Essen, deutlich voraus. Dickes Lob gibt es dafür vom Seniorenbeirat, der die zügige Umsetzung der Barrierefreiheit durch die Stoag begrüßt. 6,5 Millionen Euro flossen bisher in das Ausbauprogramm.

Oberhausen hat beim barrierefreien Ausbau der Bus- und Straßenbahnhaltestellen die Zielgerade erreicht. Bereits heute sind 91 Prozent beziehungsweise 735 der insgesamt 806 Haltepunkte uneingeschränkt erreichbar. Dies erklären die Stadtwerke Oberhausen (Stoag) auf Anfrage. Somit dürfte die Stadt die vom Gesetzgeber geforderte hundertprozentige Barrierefreiheit bis 2022 problemlos erreichen.

„Es wird fleißig daran gearbeitet, dieses Ziel zu realisieren“, lobt Dorothee Radtke vom Seniorenbeirat. Und Hans-Jürgen Nagels, Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderung, ergänzt: „Wir stehen schon heute deutlich besser da als andere Städte in der Nachbarschaft.“ So sind beispielsweise in Essen nach Angaben der dortigen Verkehrs AG von 600 Bushaltestellen mehr als 500 noch nicht barrierefrei umgebaut. Bei den Straßenbahnen sind gerade einmal 20 von 100 Haltepunkten ohne Einschränkungen erreichbar.

400.000 Euro fürs „Hagelkreuz“

Einen Anhaltspunkt, warum sich die Situation in Oberhausen anders darstellt, liefert Stoag-Sprecherin Sabine Müller. „Wir haben sehr früh damit angefangen, uns intensiv um dieses Thema zu kümmern.“ Dabei verweist sie auf das bereits 1996 initiierte Haltestellenausbauprogramm, in das bis Ende vergangenen Jahres insgesamt 6,5 Millionen Euro gesteckt wurden – darin inklusive sind die Fördergelder des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR).

Bessere Orientierung für Sehbeeinträchtigte

Ein barrierefreier Haltepunkt für Linienbusse in Oberhausen ist im Wesentlichen durch zwei Merkmale gekennzeichnet: Zum einen besitzt er einen sogenannten Buskapstein, der eine nahtlose Verbindung von Bussteig und Buseinstieg auf einer Ebene sicherstellt.

Zum anderen gehören taktile Elemente wie Rillen oder Noppen im Boden, die sehbeeinträchtigten Menschen eine bessere Orientierung ermöglichen, dazu.

Im Zuge des Programms baute die Stoag zunächst die stark frequentierten und die als Umsteigeplätze genutzten Haltepunkte um. „Und wir haben natürlich geguckt, wo ohnehin Straßenbauarbeiten geplant sind, und uns dann drangehängt, um Kosten zu sparen“, sagt Müller. Im laufenden Jahr wird nun die Haltestelle „Hagelkreuz“ an der Steinbrinkstraße zwischen Hildegard- und Hospitalstraße umfangreich neugestaltet. Dabei wird auch die Steinbrinkstraße selbst auf einem Teilstück erneuert, mit Fahrradspuren ausgestattet und höhenmäßig angepasst. Die geschätzten Kosten von 400.000 Euro teilen sich Stoag und Stadt. „Außerdem ist der Bussteig 6 am Hauptbahnhof noch nicht niederflurgerecht. Da wollen wir auch ran“, so Müller. Zudem sollen die Haltestellen der geplanten Straßenbahn-Linie 105 komplett barrierefrei werden.

Trotz des bisherigen Umbaufortschritts könnte es aber sein, dass einzelne Haltestellen von der Barrierefreiheit ausgeschlossen werden. Grund dafür ist eine Ausnahmeregelung. „Unter ganz bestimmten Voraussetzungen können Haltestellen ausgespart werden, beispielsweise wenn sie extrem selten genutzt werden“, so Müller, die allerdings noch keine Aussage dazu treffen kann, ob es im lokalen Stadtnetz einen dieser „blinden Flecken“ geben wird.

Alle Busse haben Niederflurtechnik

Definitiv keine Ausnahmen in puncto Barrierefreiheit gibt es bei den Stoag-Bussen. Denn diese sind durch die Bank weg mit Niederflurtechnik ausgestattet, so dass die Fahrgäste stufenlos ein- und aussteigen können. Zudem sind an den Fahrzeugen mechanische Klapprampen für Rollstuhlfahrer installiert.

„Jetzt müssen wir eigentlich nur noch für barrierefreies Denken in den Köpfen sorgen“, so Nagels, vom Beirat für Menschen mit Behinderung, der mit dieser Aussage auf falsches Mitleid und eine weit verbreitete Fehlannahme anspielt. „Behinderte Menschen wollen nicht per se betüdelt werden. Man sollte ihnen nur helfen, wenn sie einen dazu auffordern.“