Oberhausen. In der Politik und in der Wirtschaft macht man es sich bei Niederlagen und Fehleinschätzungen oft zu einfach: Da werden Personen schnell gekippt. Doch das ist oft nur eine Scheinlösung. Es kommt entscheidend auf die Erneuerungs- und Lernfähigkeit der Spitzenkräfte an.
An der SPD-Basis, aber auch außerhalb der Partei ist einiges Gemurre darüber zu hören, dass die Parteispitze personell mit Michael Groschek als Chef des Unterbezirks und Wolfgang Große Brömer als SPD-Ratsfraktionsvorsitzenden trotz der Wahlschlappe so weiter macht. Und niemand per Rücktritt die Verantwortung für Fehler übernimmt.
Leider hat sich in der Politik, aber auch in der Wirtschaft allzu oft der Irrglaube ausgebreitet, dass bei Niederlagen oder Fehleinschätzungen Köpfe rollen müssen. Das ist in manchen Fällen nötig, aber in vielen Fällen unsinnig: Weil damit gleichzeitig politische Talente und Fähigkeiten über Bord gehen, über die weder Parteien noch Unternehmen in beliebig großer Menge verfügen. Entscheidend, ob jemand bleibt oder gehen muss, sollte sein, wie lernfähig er ist.
Viel Zeit haben sie nicht mehr
Zu beachten ist erstens: Das Ergebnis der SPD ist bitter, aber sie ist immerhin stärkste Kraft. Zweitens: Groschek ist als taktisch versierter Stratege, ideenreicher Reformer und mitreißender Redner hier unentbehrlich. Drittens: Die große Erfahrung Große Brömers ist bei der Bewältigung der schwierigen Bündnis-Arbeit der Ampel von unschätzbarem Wert.
Entscheidend wird aber sein, ob beide in der Lage sind, glaubhaft den Erneuerungskurs der SPD zu mehr Offenheit und Bürgerbeteiligung zu vertreten. Das müssen sie schnell deutlich machen. Viel Zeit haben sie nicht: In 15 Monaten wird der Oberbürgermeister gewählt.