Die Kommunalwahl. „Die Stadt als Beute!“ So lautete in den neunziger Jahren mal eine Kommentarüberschrift im Lokalteil der WAZ. Und genau in dieser damals wie heute zutreffenden Analyse des Gebarens der in Oberhausen herrschenden „Volks“-Partei liegt die Ursache für ihre katastrophale Niederlage am Wahlsonntag. An der Macht seit 1956 mit Spitzenergebnissen wie 59,3 % im Jahre 1984 hat man den atemberaubenden Abwärtstrend seit 1994 (57,7%; 1999: 50,1%; 2004: 50,4%; 2009: 44,0%) offenbar bis vor wenigen Monaten nicht ernst genommen und erst dann zu einem nicht glaubwürdigen Schlussspurt angesetzt. Natürlich unter der Parole: Wir haben an sich alles richtig gemacht, nur ihr – das Wahlvolk – habt uns nicht richtig verstanden und damit „Weiter geht’s!“ Die Verluste der SPD sind besonders für ihre vielen Stammwähler, die diesmal bewusst zu Hause geblieben sind oder sich auch anders orientiert haben, kein Anlass zur Schadenfreude, sondern im Gegenteil: Sie stimmen traurig. Leider bestehen Zweifel, ob die Partei willens und fähig ist zu einer schonungslosen Wahlanalyse und vor allem auch zu den nötigen personalpolitischen Konsequenzen.

Besonders sollte mal darüber nachgedacht werden, ob es nicht auch die Selbstbedienung bei extrem lukrativen Stellen in einer völlig überschuldeten und seit Jahrzehnten im Niedergang befindlichen Stadt war, die die Zornesader vieler Bürger (siehe Bürgerbündnis BOB) hat anschwellen lassen. Jürgen Voß