Oberhausen. . Die Oberhausener Polizei spricht von den geringsten Ladeneinbrüchen seit zehn Jahren. Die Inhaber dagegen sagen etwas anderes. Doch sie zeigen die Delikte oft nicht an.
Es war eigentlich eine freudige Nachricht, die die Polizei Oberhausen in ihrem Kriminalitätsbericht 2013 veröffentlichte: „Fälle von schwerem Diebstahl auf 10-Jahres Tiefstand“ heißt es. Und: „Geschäftseinbrüche um über 45 Prozent rückläufig.“ Doch wenn es nach so manchem Ladenbesitzer in der Marktstraße und der abzweigenden Elsässer Straße geht, entspricht das nicht der Realität.
Eine Verkäuferin sei erst vor kurzem bestohlen worden – auf ganz heimtückische Weise: „Mich haben zwei ausländisch aussehende Männer beobachtet, während ich in meiner Pause Geld aus der Sparkasse in der Marktstraße abgehoben habe. Dann sind sie mir unbemerkt in den Laden gefolgt und haben mir dort das Geld aus meiner Tasche gestohlen“, sagt Heike Wildhagen vom Schuhgeschäft Birkenstock. 300 Euro waren in ihrer Geldbörse. „Seitdem schließen wir unsere Taschen ein.“
Statistik zeigt Mängel
Das Problem der Statistik: Sie erfasst nur die angezeigten Fälle, nicht-angezeigte Delikte fallen heraus. Der Kriminalitätsbericht erfreut zwar damit, dass „mit 3915 angezeigten Delikten (...) bei dem schweren Diebstahl der niedrigste Stand seit zehn Jahren erreicht werden (konnte). 2004 hatte es mit 5432 Anzeigen den höchsten Stand in diesem Zeitraum gegeben“. Dass das aber nicht alle Diebstähle sind, die in Oberhausens Geschäften passieren, weiß auch die Polizei und ermutigt immer wieder zu Anzeigen. Verkäufer sehen jedoch nicht viel Sinn darin.
„Was bringt denn schon eine Anzeige? Die Täter werden sowieso nicht gefasst. Im Dezember 2012 wurde innerhalb von sechs Tagen drei Mal nacheinander unsere Scheibe eingeschlagen. Die Täter sind immer noch auf freiem Fuß“, sagt Michael Kraus. Er ist der Inhaber eines Mode- und Optiker-Geschäfts in der Elsässer Straße. Man wolle nun Diebstähle auf jeden Fall selbst verhindern und habe Kunden genau im Blick. „Damals wurde Schmuck gestohlen, Brillen, und alles mögliche. Jetzt sind wir auf der Hut.“
Brillen und Uhren sind gefragt
Denn vor allem Brillen und Schmuck seien gefragtes Diebesgut, das sich gut verkaufen ließe, wissen die Verkäufer. Doch auch ein paar Häuser weiter glaubt man nicht an den Erfolg einer Anzeige: „Sicher wird oft geklaut. Alles, woraus Täter Geld machen können, ist interessant. Auch hier wurden schon Brillen eingepackt. Aber was soll man der Polizei schon melden?“, fragt sich ein Verkäufer im Optik-Geschäft Birfelder.
Das gleiche Bild beim Konkurrenten Drecker: Dort sei ebenfalls einige Male zugelangt worden, versichert eine Mitarbeiterin. „Zum Glück haben wir teure Modelle eingeschlossen“, sagt sie. Wie viel letztendlich gestohlen wurde, könne man aber nicht sofort überprüfen, das werde erst am Ende eines Geschäftsjahres deutlich. „Und eine Anzeige gegen Unbekannt im Nachhinein ist eh aussichtslos.“
Kompletter Schutz ist fast unmöglich
Nur wenige Geschäfte sind sicher vor Diebstählen. So etwa das Schmuckgeschäft Schmiemann an der Elsässer Straße 44: „Wir standen sogar im Guiness-Buch der Rekorde, weil es bei uns so oft Raubüberfälle gab. Seit 2002 schützt uns eine Sicherheitsschleuse und seitdem ist nichts Größeres vorgefallen“, sagt Inhaber Axel Schmiemann. Diese Maßnahme hätte etwa 40.000 Euro gekostet.
Für andere Läden wäre so etwas aber keine Option, denkt er: „Sonst käme sicherlich viel weniger Kundschaft.“ Der Meinung ist auch ein anderer Verkäufer in der Straße: „Für uns ist es leider fast unmöglich, sich komplett vor Langfingern zu schützen.“