Oberhausen. . Zwei Drittel aller Hartz-IV-Bezieher sind seit mehr als zwei Jahren auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen. Der Oberhausener Awo-Chef Jochen Kamps fordert deswegen einen öffentlich geförderten dritten Arbeitsmarkt. Er fordert die Bundesregierung auf, die Kürzung der Mittel zurückzunehmen.

Zwei Drittel aller Hartz-IV-Bezieher in Oberhausen sind seit mehr als zwei Jahren auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen – das sind mehr als 13 000 Mitbürger. Besonders betroffen sind dabei Alleinerziehende und Ältere. Zudem können zwei von drei Hartz-IV-Beziehern keine abgeschlossene Ausbildung vorweisen, fast jedem Vierten fehlt ein anerkannter Schulabschluss. Dies sind Ergebnisse des aktuellen „Arbeitslosenreports NRW“, den die Wohlfahrtsverbände in diesen Tagen vorgelegt haben. „Das sind erschreckende Zahlen, die einen sofortigen Handlungsbedarf aufzeigen“, bewertet Awo-Chef Jochen Kamps, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände in Oberhausen, die „alarmierende“ Situation in der Stadt. „Es ist eindeutig, dass wir einen öffentlich geförderten dritten Arbeitsmarkt brauchen.“

Kaum Chancen für Ältere

Denn gerade ältere Oberhausener, die arbeitslos werden und Arbeitslosengeld II (das sogenannte Hartz IV) beziehen, haben es schwer, wieder eine Anstellung zu finden. Rund 4000 Mitbürger der Altersgruppe 50-plus sind seit mehr als zwei Jahren auf diese Leistungen angewiesen. „Ohne Unterstützung werden diese Oberhausener auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben“, so Kamps.

Kooperation mit Hochschule Koblenz

Den kompletten „Arbeitslosenreport NRW“ der Freien Wohlfahrtspflege NRW können Interessierte über die Internetseite www.arbeitslosenreport-nrw.de abrufen.

Der Report wurde in Kooperation mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz erstellt. Er basiert auf den Daten der Bundesagentur für Arbeit.

Aus zwei Gründen sieht der Awo-Geschäftsführer darum akuten Handlungsbedarf. „Zum einen ist es sozialpolitisch sinnvoll, diese Menschen wieder zurück in Lohn und Brot zu bekommen. Das würde bedeuten, dass diese Stadt weniger Sozialleistungen stemmen müsste.“ Allein die Unterkunftskosten für die Langzeitarbeitslosen belaufen sich für die Stadt derzeit auf 60 Millionen Euro pro Jahr. „Zum anderen ist Arbeit auch eine Antriebsfeder, die für das Selbstvertrauen eines jeden einzelnen Betroffenen enorm wichtig ist.“

Forderung an die Bundesregierung

Kamps fordert die Bundesregierung auf, die seit 2010 vorgenommene 40-prozentige Mittelkürzung bei Maßnahmen der Arbeitsförderung unverzüglich zurückzunehmen. „Doch habe ich den Eindruck, als würde die Große Koalition das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit nicht auf dem Schirm haben.“ Der Awo-Geschäftsführer befürchtet, dass die insgesamt gute Wirtschaftslage den Blick weg von den Problemen auf dem Arbeitsmarkt lenken könnte.

„Die Einrichtung eines dritten Arbeitsmarktes könnte dabei den Betroffenen wirklich helfen.“ Bei der Oberhausener Awo etwa konnten vier Langzeitarbeitslose in einer Maßnahme unterkommen – sie bilden nun eine Gartenbautruppe. „Solche Programme, die Arbeitslose wieder an einen geregelten Arbeitstag heranführen, braucht es.“