Oberhausen. „Das Zentrum lebt!“ begeistert sowohl Fußgänger als auch Verkäufer in der Markstraße. Überraschenderweise gibt es fast ausschließlich positive Rückmeldung zum Projekt von Stefan Kolosko und Nina Eden. Noch bis Juni schreiben sie an ihrer „interaktiven“ Heimatserie - vielleicht sogar länger.

Wie jeden Tag bummeln viele Menschen über die Marktstraße. Es ist traumhaftes Wetter, einige haben Eis in der Hand, das bei der Wärme schnell zu schmilzen beginnt; andere ziehen an den Schaufenstern vorbei – ein harmonisches Bild. Doch plötzlich läuft ein Mann störend in den Fluss der Passanten. Er trägt ein indisches Gewand, weiß und mit Gold bestickt. Laut ruft er Sätze in die Menge; ihm folgt eine Frau, die, ähnlich gekleidet, in den Vortrag einsteigt. Dazu ertönt aus dem Hintergrund ein Akkordeon.

Das gab es in der Innenstadt lange nicht mehr: Die Menschen bleiben stehen, manche gucken interessiert, andere tanzen mit den drei Fremden und amüsieren sich köstlich. Verantwortlich für das Spektakel ist ein neues Theaterprojekt. „Das Zentrum lebt!“ hat – wie der Name verrät – die Absicht, die Stadt wieder zu beleben.

Ein deutsches Familienkaufhaus in drei Abteilungen

„Es reiht sich ein 1-Euro-Laden an den nächsten, es gibt nur noch billiges Zeugs. Wir dagegen bieten in der ehemaligen Boutique ‚Karin’s Mode’ nun einen Raum für Gedanken und Gespräche“, sagt Stefan Kolosko, einer der Hauptverantwortlichen eines Projekts, in dem die Passanten der Markstraße den Plot für die Folgen einer Heimatserie liefern. Ihr Name: „DEFAKA – Ein deutsches Familienkaufhaus in drei Abteilungen“.

„Die Reaktionen und Anregungen der Menschen nehmen wir in unser Drehbuch auf“, sagt Nina Ender, die zweite Hälfte des Projekts. Fünf Folgen habe man schon zusammen. So auch die neuen Szenen, in der die benachbarte Obsthändlerin Erdbeeren an die Singenden verschenkt. Oder die zwei älteren Herren, die einfach so mit den Schauspielern tanzen. Seit mehreren Tagen schon tanzen, singen und sprechen die beiden Schauspieler auf der Marktstraße. „Das sieht aus wie Karneval“, sagt ein Zuschauer. Einige regt es sogar zu neuen Ideen an, wie Stephan Czarnetzki: „Es stimmt, aus Oberhausen könnte man viel mehr machen; die Alte Post könnte man super in ein Studentenwohnheim mit toller Anbindung umwandeln.“

Projektende noch nicht absehbar

Eigentlich läuft das Projekt nur noch bis Ende Juni. „Wie lange wir tatsächlich noch hier sind, wissen wir nicht. Das kann nur das Theater entscheiden – je nachdem, wie gut unsere Aktionen ankommen.“

Montags und dienstags findet um 16 Uhr eine Schreibwerkstatt in Ninas Laden, Marktstraße 67, statt. Freitags und samstags werden ab 18 Uhr neue Folgen gedreht und präsentiert. Sonntags gibt es ein Mitternachtsscreening sowie ein Brainstorming-Brunch um 12 Uhr. Mehr Infos unter www.enderkolosko.com.