Oberhausen. Autor Ronald Reng und Heinz Höher stellten in der Oberhausener Stadtbibliothek das Buch „Spieltage“ vor. Es erzählt „die andere Geschichte der Bundesliga“. Im Publikum: viele Leser und auch mancher Prominente – etwa RWO-Trainer Peter Kunkel und Idol Mike Terranova.
Gleich nach dem Eintreffen im Bert-Brecht-Haus geben sie sich von Fußballexperte zu Fußballexperte die Hand. RWO-Trainer Peter Kunkel glaubt nicht, dass sich Heinz Höher an ihn erinnert. Das denkwürdige Spiel, dass Kunkel als Spieler und Höher als gegnerischer Trainer einst zusammenführte, ist ja fast 30 Jahre her. Kunkel irrt sich.
Höher kann sich an ihn erinnern, so wie der 74-jährige frühere Spieler und Trainer in Duisburg, Bochum und Nürnberg unzählige Spieler, Aufstellungen, Ergebnisse und Begebenheiten aus der Fußball-Historie im Gedächtnis trägt – und von der er selbst ein Teil ist. Seine Geschichten über große Siege und schwere Niederlagen, über kleine und größere Gaunereien im Lieblingssport der Deutschen, über seine persönlichen Erfolge und Misserfolge hat Höher dem Sportjournalisten und Bestsellerautoren Ronald Reng bis ins Kleinste erzählt.
Unbekanntes, Erstaunliches, Komisches, Anrührendes
Der stellt das daraus entstandene Buch „Spieltage“ am vergangenen Freitagabend in der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Lesen – Hören – Staunen“ von Stadtbibliothek und NRZ im Bert-Brecht-Haus vor. Im Publikum: viele Leser und auch mancher Prominente – von RWO außer Trainer Kunkel auch Präsident Hajo Sommers und Idol Mike Terranova – sowie Kulturdezernent Apostolos Tsalastras. Moderiert vom langjährigen NRZ-Sportchef Reinhard Schüssler, erzählen Höher und Reng „die andere Geschichte der Bundesliga“, gewähren Einblick in Unbekanntes, Erstaunliches, Komisches, Anrührendes.
Auch über Oberhausen, und das, obwohl die drei freundlichen Herren auf dem Podium die Verwicklung von RWO in den Bundesligaskandal zu Beginn der 1970er Jahre ganz rücksichtsvoll auslassen. Doch wir wissen jetzt zum Beispiel, welche Speisenfolge die deutsche Amateurnationalmannschaft 1959 im Schloss Oberhausen vorgesetzt bekam: Japanischen Hummer, Putenbrust und Fürst-Pückler-Eis.
„Der hat mir total den Schneid abgekauft“
Oder dass RWO-Abwehrmann Friedhelm „Baba“ Kobluhn Leverkusens Heinz Höher im Spiel der letzten Vor-Bundesliga-Saison 1962/63 maßlos geärgert hat: „Der hat mir total den Schneid abgekauft“, sagt Höher. RWO gewann gegen Leverkusen 2:0. Höher trank aus Ärger einen über den Durst und wurde später mit Alkohol am Steuer erwischt. Danach hat er seinem Mitspieler Manfred Manglitz beim MSV in der ersten Bundesligasaison dann angeboten, er könne ihn ja mit zum Training nehmen. Dass er für ein halbes Jahr seinen Führerschein verloren hatte, hat er dabei verschwiegen.
Und dann war da noch dieses Spiel im November 1984 in Nürnberg, zu dem Wattenscheid 09 samt Stürmer Peter Kunkel anreiste, just nachdem Höher als Club-Trainer einen Spieleraufstand überstanden hatte und statt seiner die halbe Mannschaft gefeuert worden war (unter anderem Detlef Krella, der dann bei RWO landete). „Wir haben gedacht, wir fahren mal eben hin und gewinnen“, sagt Kunkel. Nürnberg schlug Wattenscheid mit 2:0. Und natürlich kann sich Höher an das Spiel und an Peter Kunkel bis heute bestens erinnern.
"Man muss Heinz Höher Respekt zollen"
In guter Erinnerung werden auch die Gäste die launige Lesung behalten. Autor Reng hat die Erinnerungen Höhers mit akribischen Recherchen angereichert und den schweigsamen, ja schrulligen Spieler und Trainer mit viel Feingefühl zum Helden seines Buches gemacht. Das Resümee von Moderator Reinhard Schüssler lautet am Ende: „Man muss Heinz Höher Respekt zollen. Er hat alle Höhen und Tiefen erlebt.“ Dafür gibt es viel Applaus.