Oberhausen. . Bei der politischen Diskussion im Heinrich-Heine-Gymnasium konnten Beobachter schnell erkennen: Wer frech ist, erhält den größten Zuspruch der Schüler. Ruhige Politiker haben deutlich weniger Chancen.
„Komm, ich zeig dir heute Abend mal Oberhausens schöne Seiten“, lädt der Oberhausener Juso-Chef Maximilian Janetzki seinen Junge-Union-Kontrahenten Matthias Wissing zu einem Club- und Kneipenbesuch ein. Die Schüler johlen, selbst Wissing muss schmunzeln – er hatte zuvor kritische Bemerkungen über Oberhausen gemacht.
Die Vertreter der beiden größten Parteien spielen sich bei der Podiumsdiskussion der Kommunalpolitiker am Heinrich-Heine-Gymnasium im Rahmen der „Woche der Demokratie“ die Bälle zu. Sie bekommen für ihre spritzigen Wortgefechte lauten Applaus der 300 Heine-Schüler.
Lockeres Auftreten beeindruckt die Schüler
Offensichtlich lassen sich die Schüler von dem jugendlich-lockeren Auftreten der jungen Politiker mehr beeindrucken als von politischen Inhalten. Wenn man anschließend mit den Schülern redet, merkt man schnell, dass die erstaunliche Zurückhaltung der Linken und der Piraten bei den Zuhörern nicht gut ankommt.
Auch die sachlich-ruhige Art des ältesten Teilnehmers der Runde, des FDP-Spitzenkandidaten Hans-Otto Runkler, zieht nicht richtig: Kein Schüler erwähnt ihn überhaupt – forsche und durchaus auch persönliche Angriffe auf die Kontrahenten scheinen eher gefragt zu sein.
Jungwähler interessieren sich für die Kommunalwahl
Immerhin interessieren sich etliche Jungwähler für die Kommunalwahl – wie etwa der 16-jährige Raphael Hellweg: „Ich möchte, dass sich in Deutschland was ändert. Die Diskussion hier wird an meiner Wahlentscheidung allerdings nichts ändern.“ Die Abiturientin Sabrina Stamm zeigt sich skeptisch: „Es ändert sich eh nichts. Meine einzelne Stimme trägt sowieso nichts bei.“ So wie Sabrina scheinen einige Mädchen zu denken, nur ein Mal meldet sich eine weibliche Stimme aus dem Publikum zu Wort.
Ansonsten hört man nur die durchweg männlichen Vertreter der Parteien, die beiden Moderatoren oder Publikumsfragen von Jungs. Schreckt diese Männerdominanz Mädchen von der politischen Beteiligung ab?
Insgesamt verhalten sich die Schüler bei der Pflichtveranstaltung aufmerksam, am Ende ziehen die meisten ein positives Fazit. Die Diskussion sei informativ und interessant gewesen und habe zu der Entscheidung beigetragen, doch zur Wahl zu gehen, heißt es.