Oberhausen. Aus den Lautsprechern des nagelneuen Mobiltelefons der Oberhausener Jobcenter-Mitarbeiterin Stefanie Zeller tönte nach Inbetriebnahme plötzlich der Hitlergruß als Klingelton. Wie der auf die Speicherkarte kam, ist noch unklar. Jetzt ermitteln sowohl Polizei, als auch der Staatsschutz.
Stefanie Zeller ist nicht leicht aus der Fassung zu bringen. Als Mitarbeiterin des Ermittlungsdienstes des Oberhausener Jobcenters ist sie einiges gewohnt, fast täglich hat sie im Außendienst bei Wohnungsbesuchen mit Härtefällen zu tun. Doch als sie ihr neues Mobiltelefon in Betrieb genommen hat, staunte sie nicht schlecht: Unter den voreingestellten SMS-Benachrichtigungstönen fand sie einen, der mit „Hail Hitler“ benannt war. Wurde dieser Ton abgespielt, tönte dann auch der Hitlergruß laut aus den Handyboxen.
„Ich bin aus allen Wolken gefallen“, erinnert sich Zeller, die das Telefon vor gut einem Monat im Rahmen der Vertragsverlängerung neu und originalverpackt bei einem Mobilfunkanbieter auf der Marktstraße bekommen hatte. Dass sie den Klingelton aus Versehen heruntergeladen haben könnte, hält sie für ausgeschlossen.
Benutzerfehler ist ausgeschlossen
„Das ist zwar ein Smartphone, aber ich surfe damit nicht groß im Internet herum. Ich telefoniere damit und schreibe Nachrichten, das war’s“, beschreibt Zeller ihr Telefonverhalten. Auf den Fauxpas angesprochen, zeigte der Mitarbeiter im Mobilfunkladen wenig hilfsbereit. „Man hat richtig gemerkt, dass er mich loswerden will“, erinnert sich Stefanie Zeller. „Er könne nichts für mich tun, weil das nicht sein Fehler sei und hat mich dann an den Hersteller verwiesen.“
Der wiederum hat glücklicherweise eine Filiale im Centro, also machte sich die Mitarbeiterin der Arbeitsagentur mit ihrem Mobiltelefon dorthin auf den Weg. „Dort waren die Mitarbeiter zwar hilfsbereiter, aber immer noch ratlos. Keiner war in der Lage, den Klingelton zu löschen.“
Eingeschweißte Speicherkarte
Zumindest anfangs. Bis jemand auf die Idee kam, die Speicherkarte des Handys zu kontrollieren. Und siehe da: „Darauf war der Klingelton gespeichert“, so Zeller weiter. „Er wurde dann sofort gelöscht und ich konnte das Telefon wieder mitnehmen.“
Was sie dennoch stutzig macht: „Ich habe die Speicherkarte am gleichen Tag wie das Telefon gekauft und auch die war neu und sogar noch eingeschweißt“, so Zeller weiter. Gekauft hatte sie die Karte in einem Büromarkt an der Mülheimer Straße.
Eine Rückrufaktion muss gestartet werden
Dort ist man über den Fall bestürzt. „Die Dame muss sofort zu uns in die Filiale kommen und ihre Karte sowie die Quittung mitbringen“, so der Filialleiter. „Es muss dringend geklärt werden, von welcher Firma die Karte geliefert worden ist.“
In solchen Fällen würde dann eine Rückruf-Aktion gestartet, um zu verhindern, dass noch mehr dieser Klingeltöne in Umlauf gebracht werden. „Es ist natürlich überhaupt nicht in unserem Sinne, wenn so ein Produkt unser Geschäft verlässt“, erklärt der Filialleiter weiter. Jetzt müsse abgeklärt werden, von welchem der zurzeit drei Händler, von denen der Büromarkt die Speicherkarten bezieht, der besagte Artikel stamme.
Straftatbestand nach Paragraf 86a des Strafgesetzbuches
Auch Andreas Wilming-Weber, Pressesprecher der Oberhausener Polizei, nimmt den Fall sehr ernst: „Das stellt einen Straftatbestand nach Paragraf 86a des Strafgesetzbuches dar.“ Dieser Paragraf stellt sowohl die Verwendung als auch die Verbreitung oder Öffentlichmachung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen unter Strafe.
„Dazu gehören Fahnen, Abzeichen und Uniformstücke, aber auch Parolen und Grußformeln“, so Wilming-Weber weiter. „Bei so einem Fall interessiert uns natürlich besonders, ob das ein Einzelfall war oder ob noch mehrere dieser Speicherkarten in Umlauf sind.“ Zu prüfen sei auch, wie der verfassungswidrige Klingelton überhaupt auf die Karte gekommen sei.
Polizei bittet um Rückmeldungen
„Man muss auch in Erfahrung bringen, ob eventuell noch andere Kunden betroffen sind.“ Wer einen ähnlichen Klingelton auf einer vermeintlich neuen Speicherkarte gefunden hat, solle sich auf jeden Fall bei der Oberhausener Polizei melden ( 0208/826-0).
Die Angelegenheit hat Wilming-Weber an den Staatsschutz in Essen, der auch für Oberhausen zuständig ist, weitergegeben.