Oberhausen. . Nachdem der Oberhausener FDP-Fraktionsspitzenmann Hans-Otto Runkler das Bündnis Oberhausener Bürger (BOB) eine Vereinigung “wutbürgerlicher Taliban“ nannte, ist das Bündnis empört. BOB-Vorsitzende Karl-Heinz Mellis fordert eine Entschuldigung – und erhält nur eine nüchterne Erklärung.

Wahlkampf bedeutet Zuspitzung. Doch wie weit darf man zuspitzen? Ist das Bündnis Oberhausener Bürger (BOB) eine Vereinigung von „wutbürgerlichen Taliban“, wie FDP-Fraktionsspitzenmann Hans-Otto Runkler im WAZ-Interview griffig formulierte? Darüber gibt es auf unserer WAZ-Oberhausen-Internetseite einen regen Schlagabtausch zwischen Runkler und dem BOB-Vorsitzenden Karl-Heinz Mellis – mit spitzfindigen Ausflügen in die universitäre Welt eines Germanistikseminars.

Mellis zeigt sich von der Ausdrucksweise ausgerechnet eines sich meinungsliberal gebenden FDP-Mannes enttäuscht – und fordert gar eine Entschuldigung: „Taliban rekrutieren sich aus Koranschulen, unterdrücken Frauen, verletzen Menschenrechte, verüben systematisch Massaker gegen die Zivilbevölkerung, betreiben Menschenhandel und finanzieren ihre Aktionen durch Drogenhandel.“

Ein wenig süffisant setzt Runkler zur Verteidigung an, entschuldigt sich für die harte Wortwahl noch nicht einmal ein bisschen: „Nicht jeder Mensch versteht Metaphern, auch wenn sie längst in den deutschen Sprachgebrauch eingewandert sind: Nikotin-, Radfahrer-, Nadelstreifen-Taliban – und eben auch die wutbürgerlichen Taliban.“ Gefunden habe er diese Begriffe (und noch mehr) im Internet. Die Taliban-Metapher beziehe sich auf „eine als unfehlbar dargestellte Überhöhung der eigenen Meinung mit recht aggressiver Herabsetzung Andersdenkender“. Natürlich habe er aber die persönlichen Gefühle nicht verletzen wollen.

Mellis geht in die Offensive

Ein gewisser „pebulu“ springt dem Liberalen mit einer neuen Definition bei: „Herr Mellis, es wäre hilfreich, sich den Begriff Taliban in seiner ursprünglichen Bedeutung anzusehen. Taliban bedeutet Schüler oder Suchender, was ist da also falsch?“ Wenn man es sich so richtig überlegt – eigentlich alles. Oder ist etwa eine Schüleraktion dasselbe wie eine Talibanaktion?

Statt eine Antwort zu geben, geht Mellis lieber in die Offensive und wirft dem anonymen Schreiber „pebulu“ vor, dass er keinen Klarnamen benutzt: „Diese Tarnkappe braucht man doch nur, wenn man sich in die digitalen Schlägertrupps einer spezialdemokratischen Filzpartei einreihen will.“

„Digitale Schlägertrupps“ – eine neue Zuspitzung nach der Gleichsetzung der SPD mit Filzpartei. „Feuer frei für die nächste Debatte“, möchte man ausrufen, wenn es nicht zu überspitzt klingen würde.