Oberhausen. . Gemüse-Liebhaber unter sich: der Oberhausener Ableger des Vegetarierbundes stellt sich vor. Seine Mitglieder bevorzugen Couscous statt Nürnberger Rostbratwürstchen. Dogmatisch wollen sie an das Thema jedoch nicht herangehen, für sie ist der Weg zu einer veganer Lebensweise ein Denkprozess.
Es gibt viele Gründe, kein Fleisch zu essen. Martin Goeke, Sprecher der Regionalgruppe Oberhausen im Vegetarierbund, kennt sie alle: „der Gesundheitsaspekt, ethische Gründe, die ökologische Seite, die Welternährungssituation“. Soviel zur Kurzversion. In der längeren geht’s um Menschen, die sich Gedanken machen über das, was sie zu sich nehmen.
Und darüber, was ihr Konsum für andere Lebewesen und die Umwelt bedeutet. Die Entscheidung, fleischlos zu leben, haben sie aufgrund ganz persönlicher Erfahrungen getroffen. Zwei unterschiedliche Männer, die in Sachen Ernährung denselben Weg gehen – lange, bevor dieser zum Trend wurde.
Kein Verständnis von Oma
Bei Martin Goeke begann es vor 12 Jahren. Er war damals Zivi, arbeitete in einer Lebenshilfe-Werkstatt. Irgendwann war auch Küchendienst fällig. „Da habe ich dann gesehen, wie viel weggeworfen wird“, erinnert er sich. Auch Fleisch. Goeke, heute 31 Jahre alt und Politikwissenschaftler, machte sich erstmals Gedanken über Massentierhaltung. Umso mehr er sich in Berichte darüber vertiefte, desto stärker reifte sein Entschluss. „Mit dem letzten Zivildienst-Tag habe ich aufgehört, Fleisch zu essen.“
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Rainer Schäfer, 58, Gartenbauer, wollte schon als Kind kein Fleisch essen. Gegen alle Widerstände. „Meine Oma sagte, du stirbst, wenn du kein Fleisch isst.“ Vor acht Jahren war dann endgültig Schluss. Bei einem Grillfest mit Massen von Thüringer Bratwürstchen sei ihm der Appetit endgültig vergangen, sagt Schäfer. „Da habe ich dann von einem Tag auf den anderen aufgehört, Fleisch zu essen.“ Sein Glück: Seine Frau machte mit. Und auch die mit im Haushalt lebende Schwiegermutter wurde „vegetarisiert“. „Sie hat’s gar nicht gemerkt“, erzählt Schäfer lachend.
300 Leute im Mail-Verteiler
Heute ist der Mitbegründer der Oberhausener Gruppe im Vegetarierbund auf dem Weg zum Veganer. Auch Martin Goeke meidet immer mehr tierische Produkte. „Das ist so ein Denkprozess“, sagt er. „Aber man sollte nicht dogmatisch herangehen, nichts verteufeln.“
Auch wenn ihre Gruppe bisher nur sechs aktive Mitglieder zählt, so haben die örtlichen Vegetarier doch einen Mail-Verteiler mit 300 Interessierten. Zu ihrem veganen Brunch kamen immerhin 25 Personen zum Gedanken- und Rezepteaustausch.
Vegetarismus ist derzeit Trend, besonders bei Jüngeren, das stellen auch Goeke und Schäfer fest – und freuen sich darüber. So rücken ihre Ziele vielleicht näher, zum Beispiel, dass mehr Oberhausener Restaurants fleischlose Gerichte anbieten.