Oberhausen. . Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die Situation von Demenzkranken verbessern. So sollen die bisher drei Pflegestufen durch nunmehr fünf Pflegegrade ersetzt werden. Experten begrüßen den Vorstoß, fordern aber weitere Maßnahmen.
Bereits heute sind mehr als 3000 Oberhausener an Demenz erkrankt, weitere 750 neu erkrankte kommen jährlich dazu. Um die Situation dieser Menschen, die zu einem großen Teil zu Hause von Angehörigen gepflegt werden, zu verbessern, will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) eine Reform auf den Weg bringen. So sollen die alten Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt, sowie das starre System der Minutenpflege abgelöst werden. „Das könnte den Betroffenenden tatsächlich helfen“, bewertet Sabine Köther vom Häuslichen Unterstützungsdienst der Caritas für Demenzkranke und Angehörige diesen Vorstoß. Weiteren Handlungsbedarf sieht dagegen Angelika Krietemeyer, Leiterin des Gesprächskreises für Pflegende Angehörige, etwa bei der Kurzzeitpflege.
„Das drängende Problem ist, dass viele pflegende Angehörige mit der Situation überfordert sind“, so Krietemeyer, examinierte Altenpflegerin im Ruhestand. „Die Betreuung eines dementiell veränderten Menschen ist ein 24-Stunden-Job.“ Selbst einfache Tätigkeiten, etwa das Zähneputzen oder das Löffeln einer Suppe können enorm beschwerlich sein. „Jeden Tag, eher gesagt sogar bei jeder Mahlzeit, müssen die einfachen Handgriffe noch einmal vorgemacht und erklärt werden.“
Kurzzeitpflege ausbauen
Darum sei es enorm wichtig, für Entlastung zu sorgen. „Derzeit ist es aber schwer, Haushaltshilfen zu finden, die im Umgang mit Demenzkranken geschult sind.“ Um den pflegenden Angehörigen zudem Auszeiten zu ermöglichen, in denen sie abschalten und ihre „Akkus aufladen“ können, müsse zudem das Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen ausgebaut werden.
Information für Angehörige
Oberhausener, die zu Hause Angehörige pflegen, können sich beim „Netzwerk Demenz“ über verschiedene Hilfsmöglichkeiten informieren und mit anderen Betroffenen austauschen.
Die Mitglieder des Netzwerkes, etwa die AOK oder die städtische Pflegeberatung, geben Ratschläge und vermitteln Hilfen. www.netzwerk-demenz.oberhausen.de und 6996514.
Gröhes Pläne seien darum positiv zu bewerten, da künftig stärker die individuelle Selbstständigkeit eines Patienten gemessen werden soll. „Davon könnten Demenzkranke profitieren,“ sagt Krietemeyer.
„Erfreulich finde ich, dass das starre System der Minutenpflege abgelöst werden soll. Es entspricht einfach nicht der Realität, wie sie bisher in den Haushalten stattfindet“, erklärt Sabine Köther. Bisher wurden Pflegeleistungen in Minuten angegeben, so durfte das Umbetten eines Patienten nicht länger dauern als vorgegeben. „Doch selbst bei älteren Mitbürgern ohne Demenzerkrankung dauert Alltägliches mitunter deutlich länger als bei jüngeren.“
Köther wirbt zudem darum, bestehende Angebote zu nutzen. „Leider wissen viele pflegende Angehörige gar nicht, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.“ Das Pflegegeld etwa, das Pflegebedürftige bekommen und selbstständig an Helfer auszahlen können, kennten viele gar nicht.