Oberhausen. Wie man die eigenen vier Wände seniorengerecht, sicher und bequem gestalten kann, lässt man sich am besten direkt vor Ort erklären: Die städtische Wohnberatung für Senioren macht’s möglich. Ein Gespräch über Stolperfallen, Umbaumöglichkeiten und Co.

Sicher und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden alt werden zu können, wünschen sich die meisten. Und angesichts der Tatsache, dass ältere Menschen häufig 80 Prozent und mehr ihres Tages in ihrer Wohnung verbringen, ist die altersgerechte Gestaltung des Umfelds wichtig, um gut, sicher und bequem leben zu können. Manchmal reichen schon einfache Anpassungen, manchmal sind bauliche Veränderungen wie ein Treppenlift oder der barrierefreie Umbau des Bades sinnvoll. Für Menschen ab 65 Jahren bietet die Stadt eine kostenlose Wohnberatung an. Auch Jüngere können davon profitieren – wenn sie zum Beispiel Vater oder Mutter bei sich aufnehmen wollen und fachkundigen Rat zur Umgestaltung des Hauses brauchen.

Christine Jenter, studierte Innenarchitektin und Fachfrau in Sachen Wohnberatung für Senioren, ist seit einigen Jahren im Auftrag der Stadt unterwegs, wenn ältere Oberhausener Rat suchen: Was ist in meiner Wohnung möglich und sinnvoll? Wie teuer wäre der Umbau? Wo kann ich Unterstützung bekommen? „Leider ist es immer noch die große Ausnahme, dass Menschen Rat suchen, bevor eine massive Einschränkung da ist. Meistens ist Krisenintervention gefragt – etwa wenn die Pflege im Bad zum Riesenproblem wird, weil es dort mit Gehhilfe schlicht zu eng ist“, nennt sie ein typisches Beispiel.

Zwei Drittel aller Sturzunfälle passieren zu Hause

Die Fachfrau würde sich wünschen, dass sich mehr Oberhausener vorzeitig Gedanken machten: „Zwei Drittel aller Sturzunfälle passieren zu Hause – und die führen im Alter nicht selten zu dauerhafter Pflegebedürftigkeit“, weiß Christine Jenter aus Erfahrung. Bei ihren Vor-Ort-Beratungen hat sie deshalb einen besonderen Blick auf potenzielle Gefahrenquellen: ungeeignete Klapptritte, die verwendet werden, um an die oberen Fächer der Küchenschränke zu kommen, Teppichkanten oder Telefonkabel, die zu Stolperfallen werden. „Wenn sowas geändert wird, ist schon viel gewonnen.“

Manches Mal ist aber auch mehr nötig: Wenn die Beweglichkeit nachlässt, ist etwa das oft jahrzehntelang bedenkenlos praktizierte Duschen in der Badewanne irgendwann gefährlich bis unmöglich. „Dann ist es ratsam, eine Wanne oder eine Duschtasse mit hohem Einstieg durch eine bodengleiche Dusche zu ersetzen“, sagt Jenter. Das koste in der Regel zwischen 2800 und 3500 Euro, wenn die Armaturen komplett versetzt werden müssen, auch mehr.

Zuschüsse von der Pflegekasse sind möglich

„Wenn es eine Pflegestufe gibt, besteht die Möglichkeit, solche Wohnumfeldanpassungen bezuschusst zu bekommen, bis maximal 2557 Euro.“ Bei der Antragstellung und Begründung ist die Wohnberatung auf Wunsch behilflich – ebenso bei der Kontaktaufnahme mit eventuellen Vermietern, die solchen Umbauten natürlich erst zustimmen müssen.

Und manches Mal schon stellte sich vor Ort heraus, dass wesentlich geringere Veränderungen ausreichten als befürchtet: „Manchmal können schon einfache Hilfsmittel wie Haltegriffe in der Dusche oder neben der Toilette den Alltag wesentlich erleichtern“, so Jenter. „Oft reicht auch schon ein zweiter, griffsicherer Handlauf an der Treppe oder ein Podest in der Treppenmitte, auf dem Senioren sich kurz ausruhen können. Ein Treppenlift ist dann gar nicht nötig – und der Verzicht darauf hat den Vorteil, dass die Senioren durchs Treppensteigen einfach fitter bleiben.“