Oberhausen. Cyprien Katsaris gibt großartiges Konzert zum Gedenken an seinen vor zehn Jahren verstorbenen Freund Gerhard Kowanda. Ein Highlight auf dem Spielplan des Künstlerfördervereins. Zuhörer applaudieren stehend und erhalten eine Zugabe.

Ein besonderes Highlight präsentierte der Künstlerförderverein, dessen Veranstaltungsprogramm nicht gerade arm an Glanzpunkten ist, in der Matinee am Sonntag: Cyprien Katsaris, seit Jahrzehnten Pianist der Weltspitze, spielte zum Gedenken an seinen vor zehn Jahren verstorbenen Oberhausener Freund Gerhard Kowanda, der bis zu seinem Tod auch Mitglied des Künstlerfördervereins war.

Ungewöhnlich der Beginn: „Spontane Improvisationen über verschiedene Themen“ aus bekannten Opern und Sinfonien. Angelegt im virtuosen Liszt-Stil, überzeugten sie vor allem durch packende Unmittelbarkeit des Ausdrucks, die an zeitgenössische Berichte über die Gestaltungsweise der Klavierlegende erinnerte. „So hat Liszt gespielt“, meinte denn auch ein ebenfalls anwesender, in Oberhausen nicht unbekannter hochkarätiger Konzertpianist.

Improvisationen zu Beginn

Schuberts letzte Sonate in B-Dur, das Lieblingsstück seines verstorbenen Freundes, spielte Katsaris auf Wunsch der Witwe bereits zum dritten Mal in Oberhausen – und wieder in einer gewandelten, in sich durchaus schlüssigen Interpretation: Ein durch fast ständiges, untergründiges Pochen verursachtes Getriebensein machte die Ratlosigkeit der typisch Schubertschen Abbrüche und Pausen noch deutlicher.

Äußerlich als Kontrast, aber innerlich als konsequentes Gegenstück dazu, die leuchtende Todessehnsucht des am Ende ersterbenden zweiten Satzes. In der individuellen Gestaltung des Tempos eigenwillig-raffiniert, aber immer der melodisch-harmonischen Struktur abgelauscht und daher nie subjektivistisch die Chopin-Wiedergaben, dabei klanglich äußerst sensibel.

Spezialität zum Abschluss


Um Nebenstimmen gebührend zur Geltung zu bringen, scheut Katsaris auch vor einem leichten Arpeggieren (Akkorde harfenähnlich erklingen zu lassen) nicht zurück, was bei manchen Puristen verpönt ist. Zum Schluss kam er auf seine Spezialität, die Klavierbearbeitung von Orchesterwerken.

Hielt sich bei Chopins eigener Bearbeitung des Larghetto aus seinem zweiten Klavierkonzert das Spektakuläre noch in Grenzen, so glaubte man bei Katsaris’ eigener Fassung des zweiten Klavierkonzertes von Liszt, das ja schon im Original horrende Anforderungen stellt, seinen eigenen Ohren nicht mehr trauen zu können. Jubel, stehende Ovationen und als beruhigende Zugabe ein Adagio aus einem Oboenkonzert von Marcello in einer Bearbeitung von Bach und Katsaris.