Oberhausen. Das Einrichten der Fabrik ohne Chefs dauert länger als geplant. Die Brauexperten sind zuversichtlich: Oberhausen braucht ein eigenes Bier. Lampenschirme sind leicht herzustellen, bei den Kulturbeuteln gibt es nun auch eine einfache Variante. Die eigene Platte kann dreieinhalb Minuten lange Songs abspielen.

Oberhausen braucht ein eigenes Bier. „Es kommen so viele Touristen her und die wollen etwas Regionales. Die Stadt hat’s verdient“, sagt Jana Erlenkamp. Zusammen mit Julian Hoffmann ist die junge Frau, die in Berlin Brauwesen studierte, gerade dabei, die Produktion des Gerstensafts Marke „Factory“ vorzubereiten, als wir in der Lehrwerkstatt der ehemaligen Babcock-Gießerei vorbeischauen. Wird in der vom Theater-Kollektiv Geheimagentur eingerichteten Fabrik ohne Chefs bereits gearbeitet?

Ja, allerdings nicht viel. Da war zunächst einmal das Problem mit dem Modell „Kulturbeutel“, das ungeübten Fabrikanten zu viel Geschick abverlangte. „Deshalb steht jetzt eine einfachere Variante zur Auswahl“, sagt die fürs Nähen zuständige Agentin. „Die Maschinen hingegen laufen gut und bei den Stoffen gibt es reichlich Auswahl.“

Lampenschirme sind meist leichter

Leichter zu meistern sind die Lampenschirme. „Da braucht man nur zu schneiden und zu kleben, das ist recht einfach.“ Etwas schwieriger wird’s beim Bau eines Hockers. „Die Materialen, die wir dafür brauchen, sind gerade erst eingetroffen, deshalb ist der Kollege gerade noch dabei, die Werkzeuge auszupacken.“

Entschuldigungen fürs langsame Anlaufen der Factory-Produktion hat Agent II einige auf Lager. „Die Maschinen mussten ja auch erst einmal vom Theater hierher transportiert werden und dass wir jetzt hier sind, muss sich rumsprechen.“

Erst eine Schallplatte geschnitten

Erst eine Schallplatte sei geschnitten worden, „weil die Tontechnik noch daran arbeitet. Doch ein Interessent hat uns schon gesagt, dass er gerade mit seinem Musiklehrer ein Stück vorbereitet. Exakt dreieinhalb Minuten Musik oder auch Text kann eine Platte Marke Selfmade fassen.

Doch zurück in die Bierstube. Der Braukessel ist startklar, die Zutaten sind berechnet: Malz und Wasser kommt in den Behälter, der 50 Liter fasst. „Der zweitkleinste, der auf dem Markt ist“, sagt Jana. Das ist erst einmal alles. Jetzt heißt es Abwarten, bis Zuckerwasser entsteht. „Dann kommt der Hopfen dazu und am Ende die Hefe.“ In kleineren Fünf-Liter Fässern soll das Gemix dann reifen. Fertig ist es erst am 1. Mai. Was ist an diesem Vorgang so interessant? „Das Selbermachen“, sagt Jana. „Ähnlich wie selbst zu backen oder zu kochen sei das Brauen momentan „hip“. Zwei Jungs, die vorbeigekommen sind, „um was zu lernen“ bestätigen das. „Das kann man auch mal zusammen im Garten machen und nebenbei den Grill anwerfen.“ Ob das Gebraute tatsächlich lecker ist, entscheidet sich aber erst bei der nächsten Party.